Der Aufstieg Skywalkers/Review1

Aus Jedipedia


Gestern durften wir im Dolby-Kinosaal des Mathäser-Filmpalasts in München der deutschen Pressepremiere des neunten und vorerst letzten Auswuchses der Star-Wars-Saga beiwohnen. Der wohl beste Kinosaal Europas bot genau den richtigen Rahmen für solch einen womöglich geschichtsträchtigen Film. Beschallt von über 120 Lautsprechern und bestrahlt von zwei 4K-Laserprojektoren macht Star Wars doch erst so richtig Spaß! Wir danken Disney Deutschland herzlich für diese Möglichkeit!


Lohnt sich der Kinobesuch?

Die wichtigste Frage als Exposition: „Kann man sich das geben?” Nach den veritablen Enttäuschungen, die sich mir mit dem Erwachen der Macht und den letzten Jedi darboten, ging ich mit gedämpften, um nicht zu sagen mit gar keinen Erwartungen in den Film. Wie falsch ich doch lag! Der Aufstieg Skywalkers lässt seine beiden Vorgänger geradezu alt aussehen, ja sogar gänzlich obsolet erscheinen. Zeitweise gewinnt man das Gefühl, Das Erwachen der Macht und Die letzten Jedi verkämen gänzlich zur Exposition für J.J. Abrams’ Trilogiefinale - sowohl für sich selbst als auch aufgrund ihrer Relevanz für die Gesamthandlung der Sequel-Trilogie.


Tops und Flops

Aber wie „hot or not” ist Der Aufstieg Skywalkers denn nun? Es folgen zunächst meine Highlights und die großen Störenfriede im Film:

  • Pro: Ian McDiarmid als Palpatine
  • Pro: Actiongeladenes Spektakel - es geht Schlag auf Schlag
  • Pro: Spektakuläre Lichtschwertduelle
  • Pro: Liebevoll untergebrachte Hommagen an frühere Filme und Serien
  • Pro: Spektakuläre Weltendesigns
  • Pro: Furiose Verfolgungsjagden
  • Pro: Gelungene Weiterentwicklung der Charaktere
  • Pro: Bombastisches, aber auch versöhnliches Ende der Filmsaga
  • Pro: Sparsam, aber dafür passend eingesetzter Humor
  • Pro: STURMTRUPPEN TREFFEN ETWAS!!!
  • Kontra: Plotdevices so weit das Auge reicht
  • Kontra: Abermals völlig unnötige Superwaffen
  • Kontra: Handlung von Episode VII und VIII wird de facto obsolet
  • Kontra: Absurde Anwendungsformen der Macht
  • Kontra: Seltsamer Umgang mit der bislang etablierten Physik des Hyperraums
  • Kontra: Zu viele Handlungsstränge ohne echte Relevanz
  • Kontra: Teils verwirrende Übergänge von Realität zu Visionen
  • Kontra: Merkwürdiger Schlachtplan im Finale
  • Kontra: Etwas lascher Umgang mit der Charakterentwicklung
  • Kontra: Keine logische Erklärung für den Gegensatz Helle/Dunkle Seite - was definiert den Helden? Seine Taten oder seine Absichten?


Die Rückkehr der Jedi-Ritter 2.0?

Nachdem Das Erwachen der Macht wie eine lauwarme Coverversion von Eine neue Hoffnung darstellte und auch die Parallelen zwischen Die letzten Jedi und Das Imperium schlägt zurück kaum von der Hand zu weisen waren, befürchtete nun verständlicherweise manch einer, Der Aufstieg Skywalkers könne zu einem Neuaufguss von Die Rückkehr der Jedi-Ritter werden. Tatsächlich lassen sich inhaltlich wie optisch so einige Parallelen ziehen, insbesondere im dritten Akt sind die Hommagen an den Abschluss der Klassischen Trilogie kaum von der Hand zu weisen, jedoch schafft es Der Aufstieg Skywalkers weit mehr als seine Vorgänger, auf eigenen Beinen zu stehen. Es finden sich Bild- und Textzitate aus allen Teilen des Star-Wars-Universums - sei es nun das obligatorische „ganz miese Gefühl”, C-3POs Befähigung zur Kommunikation in sechs Millionen Sprachen, der seit Disneys Übernahme der Marke wohl obligatorische Auftritt irgendeines absonderlichen, wurmartigen Wesens, aber auch Cameos von Charakteren der Prequel-Trilogie oder gar aus Star Wars Rebels. Visuelle Anlehnungen an legendäre Szenen wie das Lichtschwertduell auf Mustafar, die Raumschlacht über Endor oder das Podrennen von Mos Espa sind nur einige von unzähligen inhaltlichen und optischen Querverweisen, die einen möglichst versöhnlichen Abschluss der Skywalker-Filmsaga (ob das wirklich der richtige Name ist…?) bilden sollen. Besonders unterhalten haben mich eine nette visuelle Anspielung auf die klassische Clone-Wars-Zeichentrickserie in der finalen Konfrontation sowie eine niedliche Anspielung auf die Geschichte vom Löwen des Androklus.


Ist Adam Driver endlich bedrohlich?

Im Gegensatz zu den Vorgängerfilmen ist es den Machern von Der Aufstieg Skywalkers nun endlich gelungen, Adam Driver als einen bedrohlichen Antagonisten in Szene zu setzen – sei es durch seine unnachgiebige Art bereits in der Eröffnungssequenz, seine Humorlosigkeit, seinen inzwischen deutlich beherrschteren Hass, aber auch durch den Einsatz seiner Maske, die sein für einen Schurken doch eher untypisches Gesicht in den meisten Szenen verbirgt. Während für Oscar Isaac und John Boyega größtenteils nur Nebenhandlungen bleiben, dominiert Daisy Ridleys Charakter Rey die Handlung gemeinsam mit Adam Driver. Beide machen ein wahres Wechselbad der Gefühle durch, wenngleich mir die Entwicklung beider Charaktere doch leider etwas unrealistisch vorkam. Man bleibt hier etwas auf dem Trockenen sitzen, insbesondere was den Übergang von der Hellen auf die Dunkle Seite und umgekehrt angeht (definieren die Taten oder die Absichten dahinter den Anwender? Und wenn eines von beiden gilt, wieso dann auch das andere?). Wer Anakin Skywalkers Fall zur Dunklen Seite in Episode III – Die Rache der Sith kritisiert, der wird hier auch kaum zufriedenzustellen sein, so einfach, wie sich die Drehbuchautoren hier den moralischen Wandel der Protagonisten gemacht haben. Ohnehin ist Der Aufstieg Skywalkers ein überaus dialogarmer Film für die Protagonisten – Adam Driver spricht beispielsweise ab dem Mittelteil keine einzige Dialogzeile mehr, sondern arbeitet rein mimisch.


„Die Prämisse für die finale Raumschlacht wirkt etwas fadenscheinig und an den Haaren herbeigezogen.“


Eine Kritik, die sich der Film neben der teils unglaubwürdigen Charakterwandlung auch gefallen lassen muss, ist einerseits das aus Die letzten Jedi bekannte Problem überflüssiger Handlungsstränge, die den Film unnötig verlängern (nach Die letzten Jedi der zweitlängste Film der Reihe) und kaum etwas zur Auflösung beitragen (hauptsächlich alle Ereignisse auf Kijimi), und andererseits die abermals große Objektfixiertheit (Plot Devices so weit das Auge reicht!) des Films, die man leider allen neuen Filmen seit 2015 vorwerfen kann (die hier jedoch nur marginal ins Gewicht fällt, da der Fokus des gesamten Films eigentlich auf der sich entwickelnden Beziehung zwischen Kylo Ren und Rey liegt). Weiterhin bin ich mit einigen Entscheidungen im dritten Akt absolut nicht einverstanden – einerseits, weil ich kein großer Freund von Superwaffen (und ihren „Schwachstellen”) bin, andererseits, weil die Prämisse für die finale Raumschlacht etwas fadenscheinig und an den Haaren herbeigezogen wirkt. Schlechte Scherze wie „Hyperspace-Hopping” oder Macht-Teleportation über astronomische Distanzen (jedem Film seine eigene neue Anwendungsform der Macht?) fielen ebenfalls störend auf.

Als absoluter Retter der Sequel-Trilogie darf sich Ian McDiarmid sehen, der in seiner Rolle als Imperator/Darth Sidious abermals aufblüht wie in den Tagen der Prequels. Aus Spoilergründen verzichten wir hier auf eine genauere Auseinandersetzung mit seiner Rolle, weisen aber ausdrücklich auf McDiarmids herausragende darstellerische Leistung hin und freuen uns ausdrücklich auf Palpatine-Techno-Rave-Memes.

Inszenierung

Die optische und akustische Inszenierung kann sich - wie zu erwarten - sehen lassen. John Williams’ letztes Star-Wars-Werk ist erwartungsgemäß exzellent vertont und auch CGi, praktische Effekte, Inszenierung der Raumschlachten und erstmalig in der Sequel-Trilogie auch die Inszenierung der Lichtschwert-Duelle sind einfach hinreißend und das Ambiente (Uniformen, Rüstungen, Schiffe, Fahrzeuge, Schauplätze…) – wie man es kennt – extrem detailverliebt und übrigens auch ausgesprochen düster. Rein optisch kann man hier von einem Leckerbissen sprechen!


„Rein optisch kann man hier von einem Leckerbissen sprechen!“


Leider lässt sich insbesondere bei diesem Film relativ wenig über die Handlung sagen, ohne große Spoiler zu verraten - allein in den ersten zehn Minuten passiert genug, um damit eine komplette Serienepisode zu füllen. Im Vorspann erfahren wir, dass die Erste Ordnung ihren Einflussbereich unter dem Obersten Anführer Kylo Ren seit Die letzten Jedi auf den Großteil der Galaxis erweitert hat. Ren, völlig besessen von der Macht, die hinter Snoke stand, begibt sich auf die Suche nach der Quelle dieser Macht. In der Exposition und im zweiten Akt entwickelt sich hieraus eine Indiana-Jones-esque Schnitzeljagd durch die Galaxis, im Laufe derer wir uns auf sieben verschiedenen Welten wiederfinden (die allerdings leider allesamt alten Mustern wie „Wüstenplanet”, „Dschungelplanet” oder „Eisplanet” folgen). Insgesamt kann man das Weltendesign allerdings durchaus als gelungen bezeichnen. Insbesondere die Wüstenwelt Passana mit ihren an zentralafrikanische Kulturen angelehnten Einwohnern überzeugte hier. Ansonsten setzte J.J. Abrams wie so oft auf starke Bilder (und auch Lensflares durften natürlich nicht fehlen!). Man kann wohl auch kaum leugnen, dass die Handlung des Films ein wenig an eine der späteren Erweiterungen des MMORPGs The Old Republic angelehnt sein dürfte.


„Im ersten Moment überwältigend, im zweiten Augenblick aber auch überfrachtet“
Fazit

Insgesamt war mein erster Eindruck von Der Aufstieg Skywalkers äußerst positiv, was mich persönlich selbst überrascht hat. Tatsächlich verspüre ich sogar den Drang, mir den Film nach der Originalfassung nochmals auf Deutsch anzusehen. Der Film wirkte im ersten Moment überwältigend, im zweiten Augenblick aber leider auch überfrachtet (Kinderkrankheit der meisten neuen Star-Wars-Filme). Er führt die nun 42 Jahre andauernden Erfolgsgeschichte der Skywalker-Saga zu einem gleichermaßen bombastischen wie versöhnlichen Finale. All die Euphorie, die Der Aufstieg Skywalkers insbesondere in seinen Schlussminuten zu entfesseln vermag, täuscht etwas über seine diversen Schwächen hinweg. Trotz einiger Makel bin ich geneigt, dem Film eine Wertung von 8/10 Punkten zu geben.