Jedipedia:OSWM 104

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Groß machen Kriege niemanden
Mandalorianer im Wandel der Zeit

Wer auf undurchdringliche Rüstungen und antike Ehrenkodizes setzt und wie eine Naturgewalt zu kämpfen weiß, ist ganz selbstverständlich von großem Interesse für den Rest der Galaxis. Wenn man dann noch in eine Vielzahl historisch bedeutender Ereignisse verstrickt war und auch vor Kalibern wie dem Orden der Jedi und dem Galaktischen Imperium nicht zurückschreckte, hat man viele Fans und Hater – und die Leute können es nicht lassen, über einen zu schreiben. Leute wie wir! Die legendären Mandalorianer nehmen für euch ihren Helm ab – und wir schauen sie uns einmal näher an …

Von Mythosaurierreitern zu Kreuzrittern
Groß machen Kriege niemanden – zumindest der Dogmatik des Jedi-Ordens nach. Einer seiner erbittertsten Widersacher, das Volk der Mandalorianer – in ihrer eigenen Sprache die Mando’ade, die Kinder Mandalores –, sah das freilich völlig anders. Bereits vor Gründung der Republik beherrschte der Krieg die Kultur Mandalores. Sein Volk, das dafür bekannt war, auf gewaltigen Mythosauriern zu reiten, verbreitete in der ganzen Galaxis Furcht und Schrecken. Ein stilisierter Mythosaurier wurde letztlich sogar zu ihrem Wappentier.

Die mandalorianische Kultur und Politik war ebenso komplex wie unberechenbar. Eine Vielzahl unvereinbar zerstrittener Interessengruppen und politischer Fraktionen löste Bürgerkrieg um Bürgerkrieg auf dem Planeten aus. Traditionalisten, Reformer, stolze Krieger, Friedensbewegungen und außerplanetare Invasoren versuchten über Jahrtausende hinweg allesamt, die stolze Welt zu beherrschen. Und obwohl jede dieser Fraktionen zeitweise Profiteur der schier endlosen Kriege war, gelang es doch keiner von ihnen, den Planeten langfristig zu halten.

Zwar waren Mandalorianer stets auch herausragende Einzelkämpfer, doch am meisten brillierten sie in Gemeinschaft. Eine herausragende Gruppe von Kriegern formierte sich als mandalorianische Kreuzritter unter einer gemeinsamen Flagge, um Krieg über benachbarte Welten zu bringen und fremde Völker zu unterjochen. Geschützt von ihren typischen Rüstungen und bewaffnet mit berüchtigten Langschwertern überfielen sie zahllose Welten und verwüsteten weite Gebiete. Planeten wie das nahe Krownest fielen ebenso wie Ubduria oder Concord Dawn an die Kreuzritter.

Nicht immer waren die Motive rein expansionistischer Natur. Ubduria fiel Kreuzzügen im Inneren Rand zum Opfer, da die Kreuzritter die einheimischen Ubdurianer als ehrlose Feiglinge verachteten. Hunderte Auseinandersetzungen auf Concord Dawn, das im Laufe der Zeit für seine herausragenden mandalorianischen Kämpfer berühmt wurde, führten letztlich dazu, dass ein erheblicher Teil der südlichen Hemisphäre aus dem Planeten herausbrach und in Tausende kleinerer Asteroiden zersplitterte.

Während der mandalorianischen Eroberungskriege führten die Aufmarschmeister ihre Armeen als Führungsoffiziere in die Schlacht. Die bestens erhaltene, charakteristisch scharlachrote Rüstung eines Aufmarschmeisters schaffte es sogar in die Privatsammlung des Verbrechersyndikatsbosses Dryden Vos, nachdem er sie aus dem Museum des Mythos auf dem Planeten Kalevala, einer Welt im mandalorianischen System, entwenden lassen hatte. Spätere Generationen mandalorianischer Kämpfer orientierten sich an dem auffälligen Helmdesign der Aufmarschmeister und reduzierten die Zahl der Rüstungsplatten.

Die Rüstungen der mandalorianischen Superkommandos mit dem charakteristischen T- förmigen Visor dienten letztlich auch als Inspiration für die anfangs strahlend weißen Rüstungen der republikanischen Klonarmee. Der wohl bekannteste Träger dieses Rüstungsdesigns waren der Kopfgeldjäger Jango Fett und sein Sohn Boba, wenngleich ihre Rolle in der Geschichte und ihre mandalorianische Identität insbesondere unter Traditionalisten wie der späteren Mand’alor Bo-Katan Kryze hoch umstritten waren. Kryze bezeichnete Fetts Sohn sogar als eine Schande für seine Rüstung, da sie ihn nicht als einen Mandalorianer akzeptierte.


Von den Eroberungszügen der mandalorianischen Kreuzritter zeugten noch während der Klonkriege Wandgemälde im kubistischen Stil in der planetaren Hauptstadt Sundari, die sie als Sieger über Lichtschwerter und Blaster führende Feinde zeigen. Ohnehin zeigt die mandalorianische Kunst eine bemerkenswerte Affinität zu kriegerischen Darstellungen. Kriegerdenkmäler, Wandgemälde und Mosaike auf ganz Mandalore bilden mit überwältigender Mehrheit die größten Krieger ihrer Geschichte ab. Der mandalorianische Kubismus zeigt sich dabei nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Architektur des stolzen Kriegervolks. So ist etwa Sundari vollständig in diesem Stil gehalten.

Die distinktive Stilrichtung erlangte besonders während der Klonkriege neue Popularität. Allerdings wurden die Intentionen der Künstler vielfach von den wechselnden Machthabern Mandalores verfälscht. Die meisten Gemälde, die Krieger darstellten, verherrlichten den Krieg entgegen weit verbreiteter Annahmen nicht in ihrer Kunst, sondern verurteilten ihn. Neben dem eingangs erwähnten Mythosaurierwappen, dem sogenannten kyr’bes, kennt die mandalorianische Ikonografie noch zahllose weitere bedeutungsschwangere Symbole, die teils für eine Lebenseinstellung, eine politische Fraktion oder einen Clan stehen können.

Die radikale Death Watch (Kyr’tsad – die „Totenwache“) verwendete etwa einen stark stilisierten jai’galaar, den heimischen Kreischfalken, als ihr Emblem. Jener mittlerweile ausgestorbene König der Lüfte Mandalores war auch Vorbild der berühmten Jaig-Augen (im Mandalorianischen jai’galaara’la sur’haii’se), die sich in der republikanischen Klonarmee als Helmverzierungen großer Beliebtheit erfreuten. Es ist wohl kaum verwunderlich, dass die ikonischsten Embleme der Mandalorianer aus der Gestalt der Spitzenprädatoren ihrer Heimatwelt abgeleitet wurden. Der wohl prominenteste Träger dieses Symbols, der als Captain Rex bekannte Klon CT-7567, desertierte nach dem Ende der Klonkriege und schloss sich letztlich der Rebellion gegen das Galaktische Imperium an.

Ein omnipräsentes Symbol auf Mandalore, das sechseckige, diamantförmige ka’rta, das mandalorianische Eisenherz, wurde von nahezu allen politischen Fraktionen benutzt, seien es Militaristen, Pazifisten oder Traditionalisten. Ob zivile Kleidung, Architektur, künstlerische Designs oder als Herzstück in den Rüstungen der berühmten Superkommandos, sie alle konnten nicht auf das ka’rta verzichten.

Ebenbürtige Feinde: die Jedi

Doch nicht nur auf fremden Welten wüteten die Mandalorianer wie die gamorreanische Axt im Wroshyrwalde. Auch ihre Heimat Mandalore blieb von weitreichenden Verwüstungen nicht verschont. In einem längst vergangenen Konflikt zwischen den Mandalorianern und ihren Erzfeinden, den Jedi, verursachten die wechselseitigen Kampfhandlungen ein kataklysmisches Ereignis, das die gesamte planetare Oberfläche verbrannte und nur eine unbewohnbare, weiße Staubwüste hinterließ. Das später als „Vernichtung“ (Dral’Han) bekannte Ereignis zwang die Zivilbevölkerung in riesige Habitationssphären, übergroße Transparistahlkuppeln, die ihre Städte schützten. Die Einebnung Mandalores führte die blutigen Konflikte zwischen Mandalorianern und Jedi zu einem jähen Ende und beschäftigte das frühere Kriegervolk lange mit intensiven Wiederaufbaubemühungen.

Nicht alle Clans blieben jedoch dauerhaft auf ihrer Ursprungswelt. Vielmehr dienten verschiedene Welten im mandalorianischen Raum als Heimat für sie. So zog sich der Clan Wren nach Krownest zurück, während die mandalorianischen Protektoren, die Beschützer des mandalorianischen Herrschers, zeitweise auf einem Mond des zerstörten Concord Dawn eine Basis aufschlugen. Ein Sitz des bedeutenden Hauses Vizsla wurde auf Mandalores Trabanten Concordia verlegt, und den Clan Kryze zog es nach Kalevala, einer für ihren filigranen Schiffsbau bekannten Welt.


Während sich die menschliche Population Mandalores anzupassen wusste und dank der intensiven Verwendung galaktischer Hochtechnologie überlebte, starb der weit überwiegende Teil der lokalen Flora und Fauna infolge der Umweltkatastrophe aus. Einige wenige Spezies schafften es, mit den radikal veränderten Lebensumständen zurechtzukommen, während einzelne Exemplare anderer Arten in den auf dem ganzen Planeten verstreuten Menagerien am Leben erhalten wurden. Der wohl gravierendste Verlust war das Aussterben des Kreischfalken, des Wappentiers der Death Watch, das in verschiedensten Ausprägungen die Kultur und Ikonografie der Mandalorianer geprägt hatte.

Bei aller Feindschaft verband die Mandalorianer nicht nur ihr herausragendes Kampfgeschick mit den Jedi. Lange Zeit vor dem Fall der Galaktischen Republik wurde der machtempfängliche Mandalorianer Tarre Vizsla als Erster seines Volkes von den Jedi als Schüler angenommen. Er wurde zu einem berühmten Jedi-Ritter, nicht zuletzt dank seines markanten Lichtschwerts mit einer schwarzen Klinge. Tarre Vizsla führte sein Volk mit diesem Dunkelschwert sogar in die Schlacht und verdiente sich nicht nur eine überlebensgroße Statue, sondern stieg zum Mand’alor, dem Anführer aller Mandalorianer, auf. Fortan war das Dunkelschwert untrennbar mit der Geschichte aller Mandalorianer verknüpft. Nach Tarre Vizslas Tod behielten die Jedi das markante Schwert zur Verärgerung seines Clans ein. Erst mit dem Fall der Alten Republik stahlen Mitglieder des Hauses Vizsla die Waffe aus dem Jedi-Tempel und vereinigten das Volk Mandalores unter seiner Macht.

In den folgenden Jahrhunderten fielen zahllose Jedi dem Dunkelschwert zum Opfer. Mit diesem untermauerte ein Krieger seinen Führungsanspruch über das Volk Mandalores. Nach mandalorianischem Brauch konnte man das Dunkelschwert nur beanspruchen, wenn man den vorherigen Besitzer im Kampf besiegte. Wenn das Dunkelschwert auf eine andere Weise beansprucht wurde, galt der Anspruch als unrechtmäßig. Das Haus Vizsla übernahm in der Folge für lange Jahre die Vorherrschaft über das Volk der Mandalorianer. Zumindest in der Ära der Hohen Republik erwiesen sich die Mandalorianer als vergleichsweise geduldig und beteiligten sich für mehrere Jahrzehnte nicht an größeren Konflikten.

Frieden hat seinen Preis: die Neuen Mandalorianer

Wenige Jahrzehnte vor den Klonkriegen nahm das Haus Kryze von Kalevala eine führende Stellung unter den Clans von Mandalore ein. Adonai Kryze, der Herzog von Kalevala, wurde zu dieser Zeit der Anführer der Mandalorianer. Er hatte mindestens drei Abkömmlinge, darunter seine ältere Tochter und Thronerbin Satine und die jüngere Bo-Katan. Über ein Jahrzehnt vor dem Beginn der Klonkriege eskalierten die zunehmenden Spannungen zwischen den mandalorianischen Clans im Beginn des Großen Clankriegs. In diesem Konflikt trat Adonai Kryze als Kriegsherr des Clans Kryze auf und errang durch seine Siege den Respekt seiner Feinde, sogar bei der Death Watch, einer von Mitgliedern des Hauses Vizsla geführten, radikalen Splittergruppe, die die Vorherrschaft des Clans Kryze nicht akzeptierte.


Adonai Kryze erkannte im Verlauf des lange andauernden Kriegs, dass pausenlose Kämpfe keine Lösung der Spannungen herbeiführen würden, sondern der einzige Weg Mandalores zu Wohlstand und Einigkeit der des Friedens und Fortschritts sein konnte. Er schickte seine älteste Tochter Satine auf die republikanische Hauptwelt Coruscant, wo die junge Thronerbin in Diplomatie und Staatsführung unterrichtet wurde. Adonai Kryze starb im Zuge der Gefechte auf Mandalore. Der Erbfolge entsprechend kehrte Satine Kryze etwa zur Zeit der Blockade Naboos durch die Handelsföderation nach Mandalore zurück und übernahm als neue Herzogin von Kalevala Adonais Amtsgeschäfte als Herrscher der Mandalorianer.

Der Bürgerkrieg hatte große Teile ihres Volkes ausgelöscht, sodass Satine eine starke Abscheu gegen Gewalt entwickelte. Sie begann als Anführerin der pazifistisch eingestellten Neuen Mandalorianer den Wiederaufbau des vom Krieg völlig zerstörten Planeten. Adonais jüngere Tochter Bo-Katan ging dagegen in den Untergrund und schloss sich Pre Vizsla an, dem Anführer der Death Watch, um die Neuen Mandalorianer wieder zu stürzen und die traditionelle Kriegerkultur zurückzubringen. In Vizslas Augen befleckte Satine das kriegerische Ansehen ihres Vaters durch ihre Vorreiterrolle in der Friedensbewegung. Die Death Watch sah in Satine eine schwache Anführerin und bereitete lange Zeit einen Umsturz vor, der vorsah, im Zuge der Klonkriege mit Unterstützung der Separatisten eine Invasion der Galaktischen Republik auf Mandalore zu inszenieren, um im Verlauf der darauf folgenden Aufstände Satine zu stürzen.

Als junge Frau wurde die Herzogin zu Beginn ihrer Regentschaft für fast ein Jahr von den Jedi Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi beschützt. Insbesondere den jugendlichen Padawan Kenobi schloss Kryze ins Herz. Die Jedi leisteten Satine lange Zeit Personenschutz auf ihrer Flucht vor ihren Verfolgern, die die unerfahrene Herrscherin aufgrund ihrer pazifistischen Einstellung ermorden wollten. Auf dem Planeten Draboon erlitt Kryze infolge eines Fehlers Kenobis eine Narbe, als sie von einem Schwarm Giftmilben angegriffen wurde. Dennoch entwickelten beide insgeheim eine romantische Beziehung zueinander, die jedoch abrupt endete, als Kenobi und Jinn abberufen wurden.

Unter Satines Herrschaft erlebte Mandalore eine Zeit des wirtschaftlichen und technologischen Aufschwungs. Obwohl sie die Galaktische Republik grundsätzlich befürwortete, beantragte Satine nie die Mitgliedschaft für Mandalore. Stattdessen trat sie zu Beginn der Klonkriege dem Rat der Neutralen Systeme bei, einer Gemeinschaft von 1500 Sternensystemen, die sich dazu entschieden hatten, in dem Konflikt unparteiisch zu bleiben. Als Vorreiterin der Neutralitäts- und Friedensbewegung Mandalores nahm Satine Kryze auch die Position der Ratsherrin in dem Gremium ein. Doch trotz bester Absichten sollten Neutralität und Pazifismus im weiteren Verlauf des Kriegs Mandalore noch zum Verhängnis werden.

Gutes Personal ist schwer zu bekommen, was Satine gleich mehrfach schmerzlich lernen musste. So arbeitete sowohl Pre Vizsla, der Gouverneur von Mandalores Mond Concordia, als auch Prinz Tal Merrik, der Senator von Satines Heimatwelt Kalevala insgeheim für die Death Watch und die Konföderation Unabhängiger Systeme, während der mandalorianische Premierminister Almec, einer von Satines engsten Vertrauten, tief in den Schwarzmarkthandel verstrickt war. Die politische Oberschicht der Neuen Mandalorianer war trotz Satines vehementester Bemühungen von Korruption zerfressen und drohte über Jahre hinweg, das fragile Gebilde von Satines Regierung nachhaltig zu unterminieren. Nicht zuletzt fand sie ihre erbittertste Widersacherin in ihrer eigenen Schwester Bo-Katan.

Nach diesem Ausflug in die Frühgeschichte Mandalores bis zum Beginn der Separatistenkrise widmen wir uns in der kommenden Ausgabe den Klonkriegen, der imperialen Herrschaft und den Abenteuern des Kopfgeldjägers Din Djarin …



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Beitrag erstmals erschienen im Offiziellen Star Wars Magazin Nr. 104. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Offiziellen Star Wars Magazins. © & TM 2018 Lucasfilm Ltd. All rights reserved. Used under authorization.