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Während die Macht schlief …
Die politische Entwicklung nach Endor

Obwohl Das Erwachen der Macht weltweit Rekorde brach und viel Lob erhielt, wurde gelegentlich auch kritisiert, dass der Film nicht genügend Hintergrundinformationen biete. Der Zuschauer weiß, dass die Rebellen bei Endor einen großen Sieg errungen haben – und nun, dreißig Jahre später, wird er in einen Kampf zwischen einer „Ersten Ordnung“ und einem „Widerstand“ geworfen. Eine „Republik“, die im Laufe der Geschehnisse spektakulär untergeht, scheint es auch noch zu geben. Doch wie sind diese politischen Fraktionen entstanden? Wie sind die Machtverhältnisse in der Galaxis?

Einblick in die genauen Entwicklungen in der Zeit zwischen Die Rückkehr der Jedi-Ritter und Das Erwachen der Macht gewähren uns nicht zuletzt viele der aktuellen Star Wars-Romane, -Comics und -Sachbücher. Im Folgenden soll daher eine Übersicht über das bislang Bekannte zu diesen Geschehnissen geboten werden …

Alles beginnt mit der Schlacht von Endor. Nach der unerwarteten Vernichtung des zweiten Todessterns durch die Rebellenallianz und dem Tod des Imperators bietet sich die Chance zum großen Umbruch und die zahlenmäßig unterlegenen Rebellen erho en sich euphorisch ein baldiges Ende des Bürgerkrieges. Doch schon nach wenigen Monaten realisieren ihre militärischen Anführer, dass ein Ende des Konflikts aufgrund der schieren Größe der verbliebenen imperialen Streitkräfte und Einflussbereiche noch lange nicht in Sicht ist.

Andererseits be ndet sich das Imperium in einer Krise, da es ohne den Imperator innerlich zerfällt. Manche Gouverneure schotten ganze Sektoren von der Außenwelt ab, damit die Nachricht von der Vernichtung des Todessterns sich nicht verbreitet, andere imperiale Truppen verlagern sich in den Äußeren Rand. Ein Rachefeldzug mit dem Codenamen „Asche“ verwüstet diverse Planeten, wird jedoch von den Rebellen gestoppt. Fast täglich wird ein neuer „Imperator“ ausgerufen und zahlreiche imperiale Offiziere und Würdenträger versuchen, sich eine eigene Machtbasis aufzubauen und bekämpften sich gegenseitig. Zur gleichen Zeit geht die Rebellenallianz in der Neuen Republik auf, die sich als neue galaktische Regierung etablieren und zu demokratischen Prinzipien zurückkehren will. Als einen der ersten Schritte bildet sie mit der neu gewonnenen Unterstützung ehemaliger Kernwelten der Alten Republik einen Senat, der unter dem Vorsitz der Rebellenanführerin und neuen Kanzlerin Mon Mothma auf deren Heimatwelt Chandrila tagt.

Eine Konferenz hochrangiger imperialer Offizieller auf dem Planeten Akiva, die eigentlich Ordnung schaffen sollte, wird an die Republik verraten. Zahlreiche imperiale Führungspersönlichkeiten werden in dem darauffolgenden Angriff der Republik in Gewahrsam genommen oder kommen ums Leben. Drei imperiale Offensiven zur Eroberung von Naboo werden abgewehrt. Bei den verstreuten imperialen Streitkräften zollen die vielen Kämpfe und internen Unruhen ihren Tribut, der Nachschub wird knapp.

Exakt vier Tage nach dem ersten Jahrestag von Endor kommt es zu einer entscheidenden Schlacht über der abgelegenen Wüstenwelt Jakku: Ein erheblicher Teil der verstreuten imperialen Flotten schließt sich zusammen, um die Neue Republik in einer Großoffensive aus dem Sektor zu verdrängen. Die Republik begegnet dieser Herausforderung mit einem ähnlichen Aufgebot, sodass sich Hunderte Großkampfschiffe über Jakku bekämpfen. Zugleich ringen Truppen beider Parteien um die Übermacht am Boden. Entgegen der imperialen Pläne kann die Neue Republik die Schlacht von Beginn an kontrollieren, schlägt die Bodenoffensive der Sturmtruppen zurück und versucht sogar, mit einem Enterkommando den imperialen Sternenzerstörer Inflictor zu übernehmen. Dessen Kommandantin lässt das Schiff jedoch lieber auf den Planeten als in die Hände der Republik fallen. Die Niederlage für den imperialen Verband ist unabwendbar.

Im Folgemonat werden keine weiteren imperialen Offensiven mehr durchgeführt. Vorläufig ausgehandelte Grenzen im Bereich der Kernwelten und des Inneren Rands schränken die imperialen Aktivitäten ein. Im republikanischen Senat wird bereits auf eine baldige Kapitulation spekuliert. Stattdessen kommt es zur Galaktischen Konkordanz, eine Übereinkunft, mit der ein Ende der Kampfhandlungen, feste Grenzen, Reparationszahlungen und gemeinsame Abrüstung beschlossen werden.

Nun muss sich die Neue Republik erstmals in ihrer galaktischen Führungsrolle beweisen und den neu gewonnen Frieden bewahren, um viele skeptische Welten wieder für sich zu gewinnen. Um sich von der vorangegangenen imperialen Regierung zu distanzieren und eine erneute Konzentrierung der Macht auf Coruscant zu verhindern, soll der Sitz des Senats dabei immer wieder wechseln. Nach Chandrila tagt er daher später auch auf Hosnian Prime, wo wir ihn in Das Erwachen der Macht kurz zu Gesicht bekommen. Nicht zuletzt aus dieser Maßnahme resultiert der Anschluss zahlreicher weiterer Systeme an die Republik, die wieder Vertrauen in das System fassen. Der Einfluss des Imperiums hingegen schwindet im Laufe der Jahrzehnte weiter und der Senat sieht dessen Überreste nicht länger als Bedrohung an. Daher treibt er die Abrüstung der Streitkräfte so weit voran, dass die Flotte der Republik zum Zeitpunkt von Das Erwachen der Macht weit hinter die der Galaktischen Republik zur Zeit der Klonkriege zurückgefallen ist. Trotzdem stellt sie die mit Abstand größte Streitmacht der Galaxis und ist die politisch vorherrschende Fraktion, deren Einflussbereich sich von den Kernwelten bis in den Äußeren Rand erstreckt.

Auf imperialer Seite haben sich die Hardliner nach der Schlacht von Jakku wieder vereint und ziehen sich mit dem Rest der Flotte zurück, um sich auf eine neue, langfristige Strategie zu verlegen. Während die Reste des Imperiums offiziell die Galaktische Konkordanz unterzeichnen, formiert sich in den Unbekannten Regionen die Erste Ordnung. Die Gruppierung strebt nach wie vor die Vernichtung der „Rebellion“ an, ist sich ihrer momentanen Unterlegenheit jedoch bewusst. Also wartet sie ab, entwickelt versteckt neue Technologien und stellt neue Sturmtruppen auf, die von klein auf für ihren Dienst an der Ersten Ordnung indoktriniert und ausgebildet werden.

Nach fast drei Jahrzehnten beginnt die Erste Ordnung mit kleineren Übergriffen, die gegen die geltende Übereinkunft mit der Republik verstoßen – und dennoch von dieser weitgehend ignoriert werden. Sie entwickeln die Sternenzerstörer der Resurgenz-Klasse, einen neuen und verbesserten Schiffstyp, der nicht ansatzweise mit den Auflagen des Vertrags einhergeht – und dennoch wieder keine Reaktion hervorruft. Weshalb? Nun, die Möglichkeit eines neuen Konflikts scheint die Regierung schlicht verdrängen zu wollen. Außerdem ist der Senat bereits korrumpiert und einige Senatoren stehen unter dem Einfluss der Ersten Ordnung. So kann diese aus ihrem kleinen Einflussbereich am Rande der bekannten Galaxis über einen Streifen angrenzender neutraler Sternensysteme hinweg das Herrschaftsgebiet der Republik wieder ins Auge fassen.

Zu den Personen, die die Bedrohung durch die Erste Ordnung seit ihrer Entstehung genau beobachtet haben, zählt Leia Organa. Ihre Warnungen werden im Senat jedoch übertönt, Vorstöße blockiert – und das ehemalige Führungsmitglied der Rebellenallianz entscheidet sich, auf eigene Faust ein weiteres Mal eine Widerstandsbewegung zu bilden. Dafür rekrutiert sie zahlreiche altgediente Rebellenoffiziere aus dem Galaktischen Bürgerkrieg, darunter der bereits im Ruhestand befindliche Admiral Ackbar sowie Major Ematt und Nien Nunb. Auch junge Piloten und Offiziere schließen sich der Bewegung an. Allerdings ist der Widerstand nicht viel mehr als eine kleine Privatarmee, da er von der Republik nicht unterstützt wird – zumindest nicht offiziell. Nur durch die Hilfe einiger Senatoren und Förderer können finanzielle Mittel und einige ausgemusterte Schiffe aufgebracht werden, darunter eine Reihe ausgemusterter T-70-X-Flügler und sogar ein Mon-Calamari-Kreuzer, der zeitweise als Kommandoschiff fungiert. Seine massive Unterlegenheit hält den Widerstand jedoch nicht davon ab, erfolgreich die offene Konfrontation mit der Ersten Ordnung zu suchen.

Das Erwachen der Macht spiegelt die zu Filmbeginn herrschenden Machtverhältnisse also erst einmal nicht in der Gänze so wider, wie sie sind. Die Republik als bis dahin eigentlich stärkste politische und militärische Kraft in der Galaxis ist kaum präsent, während sich die eher kleine Erste Ordnung mithilfe ihrer neuen Superwaffe in eine Schlüsselposition bringt und man vom „Zwergenaufstand“ des Widerstands sogar als Schrottsammler auf dem öden Jakku schon gehört hat. In jedem Fall gibt es reichlich Stoff für die Fortführung des Konfliktes. Man darf gespannt sein, wie der galaktische Machtpoker weitergeht!


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Beitrag erstmals erschienen im Offiziellen Star Wars Magazin Nr. 82. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Offiziellen Star Wars Magazins. © & TM 2016 Lucasfilm Ltd. All rights reserved. Used under authorization.