Jedipedia:OSWM 79

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Von Zombie bis Wyrwolf – Das Star Wars-Gruselkabinett

Ende Oktober tanzen wieder Skelette und Vampire auf den Straßen, Hexen ziehen von Tür zu Tür, und es heißt „Süßes oder Saures“ – an Halloween spukt so manches Geschöpf durch unsere Städte. Das soll Anlass genug sein, um einen Blick in die finsteren Abgründe des Star Wars-Universums zu werfen, in dem sich auch so mancher Gruselklassiker verborgen hält.

Hinweis: Die folgenden Ausführungen basieren zum Teil auf Ereignissen aus Star Wars-Legenden, die so in der weit, weit entfernten Galaxis passiert sein können, aber nicht zwangsläufig so passiert sein müssen.

Immerhin nutzte George Lucas bereits bei den Dreharbeiten zu Die Rückkehr der Jedi-Ritter den Deckmantel des Horrors, als er Presse und Fans mit dem Produktionstitel Blue Harvest – Horror Beyond Imagination in die Irre führen wollte. Tatsächlicher Horror blieb in Die Rückkehr der Jedi-Ritter dann aber doch aus, obwohl der Rancor in Jabbas Palast den einen oder anderen Zuschauer das Fürchten gelehrt haben mag. Zombies sind aktuell schwer gefragt. Neben zahllosen Billigfilmen erscheinen auch große Kinoproduktionen mit namhaften Darstellern wie World War Z mit Brad Pitt, Zombieland mit Woody Harrelson oder Maggie mit Arnold Schwarzenegger. Zombies und Untote gehören zu den Klassikern und sollen in unserem Gruselkabinett natürlich nicht fehlen. In der Fernsehserie The Clone Wars finden sich zwei denkwürdige Episoden, in denen der geonosianische Hirnwurm sein Unwesen treibt. Mit diesen erschafft die geonosianische Königin Karina die Große eine Armee von Geonosianerzombies, die durch Katakombengänge schlurfen und den ein oder anderen unvorbereiteten Klonsoldaten kalt erwischen.

Selbst nachdem Karina getötet worden ist, treiben die Würmer weiter ihr Unwesen, indem sie einige Klone befallen und selbst Padawanschülerin Barriss Offee zu einer Marionette werden lassen, die im letzten Moment durch Ahsoka Tano gerettet werden kann. An einem anderen Punkt in der Serie entfesselt die Alte Daka, eine der Nachtschwestern, mithilfe von Hexerei die Toten, als ihr Dorf von der Droidenarmee unter dem Befehl von General Grievous angegriffen wird. Die Zombies bilden die „Armee der Toten“ und eine letzte Verteidigungslinie der Nachtschwestern, die jedoch versagt, da Grievous Daka tötet, was auch das Ende dieser Zombies einläutet.

Einen wahrhaftigen Albtraum erleben auch Han Solo und sein Weggefährte Chewbacca, als sie die Auswirkungen der Schwarzrotte zu Gesicht bekommen. Denn wenn man die Worte „Star Wars“ und „Horror“ nennt, kommt man um eine Person nicht herum. In den letzten Jahren hatte sich im Erweiterten Universum – den heutigen Star Wars Legends – ein Autor etabliert, der den ersten offiziellen Star Wars-Horror im Bereich der Romane für ältere Leser zu Papier bringen durfte: Joe Schreiber. Ihm verdanken wir mit Der Todeskreuzer und Darth Scabrous zwei waschechte Horrorromane, die die Schwarzrotte einführten. Erzählt wird dabei von einem Virus, das ursprünglich mehr als 4600 Jahre vor der Schlacht von Yavin vom Sith Darth Drear entwickelt wird, der damit Unsterblichkeit erreichen will – Sinn und Zweck des Virus ist es nämlich, den Zerfall von lebendem und auch totem Gewebe aufzuhalten. Der Sith scheitert jedoch und erliegt dem Virus, das seine Opfer in untote Monstrositäten verwandelt. Einmal infiziert, erkrankt man an grippeähnlichen Symptomen, die sich innerhalb weniger Stunden zu blutigem Erbrechen und schließlich zu Organversagen steigern – bevor man dann als geistloser Untoter aufersteht. Selbige Lektion muss auch Darth Scabrous lernen, der einen weiteren Versuch unternimmt, das Virus zu kontrollieren, und dabei seine gesamte Sith-Akademie in einen Hort gefräßiger Untoter verwandelt.

Der Wunsch nach Unsterblichkeit ist jedoch stärker als die Sorge vor den Fehlschlägen, sodass viele Jahrhunderte später auch Darth Vader das Virus als Imperiales Biowaffenprojekt I71A untersuchen lässt. Dies führt zum Verlust eines kompletten Sternenzerstörers, dessen Mannschaft kontaminiert wird und der das Virus auch auf das Gefängnisschiff Sühne bringt, welches an den Sternenzerstörer andockt und auf dem Han Solo und Chewbacca inhaftiert sind.

In seinem dritten Romanbeitrag Darth Maul: In Eisen schleust Schreiber Darth Maul in ein Gefängnis ein, in dem die Insassen wortwörtlich um ihr Leben kämpfen müssen – Gelegenheit genug, Maul in einer Umgebung voller Abschaum und Verkommenheit mit blutrünstigen Wärtern, einer Kannibalengang und einem riesigen Wurm zu konfrontieren, der sich von den Gefangenen ernährt! Unangenehme Seuchen gibt es letztlich in den verschiedensten Formen, so etwa auch als Rakghule. Sie treten sowohl in den Videospielen und Comics zu Knights of the Old Republic wie auch im aktuellen MMORPG The Old Republic von BioWare in Erscheinung und sind ein unschönes Übel, das insbesondere den Planeten Taris im Würgegriff hält. Mitglieder vieler Spezies können zu Rakghulen werden, wenn sie von einem solchen verletzt werden. Ob nun ein Kratzer oder ein Biss – schon wenig später verwandelt sich die Person selbst in einen der äußerst aggressiv agierenden Mutanten. Den Ursprung dieser Seuche findet man ebenfalls bei den Sith, da Karness Muur einen Talisman erschuf, welcher die Macht besaß, Lebewesen in Rakghule zu verwandeln. So wollte er eine willenlose und gehorsame Armee erschaffen, wozu es jedoch nie kam. Muur wurde getötet, der Talisman geriet auf Taris in Vergessenheit und führte zu der dort grassierenden Rakghul-Seuche. Dank des Talismans taucht sie jedoch in den folgenden Epochen immer wieder auf, und erst Cade Skywalker kann das Artefakt 137 Jahre nach der Schlacht von Yavin zerstören.

Ein weiteres garstiges Wesen, das in der heutigen Populärkultur wie auch in alten Mythen immer wieder auftaucht und in keinem Gruselkabinett fehlen darf, ist wohl der Werwolf. Auch hier lassen sich Entsprechungen im Star Wars-Universum finden. So gibt es zum einen die Shistavanen, die auch Wolfsmenschen genannt werden, aber bis auf ihr äußeres Erscheinungsbild wenig mit dem Werwolf gemein haben. Interessanter gestaltet es sich mit einer recht unbekannten Spezies, den Codru-Ji. Bei dieser Spezies vom Planeten Munto Codru lässt sich auf den ersten Blick nicht viel Ungewöhnliches feststellen – sie sind als Erwachsene dem Menschen mit Ausnahme ihrer vier Arme recht ähnlich. Doch tatsächlich werden sie als sechsbeinige, hundeähnliche Wesen geboren, die mehrere Meter lang werden können!

Als solche wachsen sie Codru-Ji bei ihren Eltern auf und werden nicht selten von Außenstehenden fälschlicherweise für Haustiere gehalten, können sie doch nicht einmal sprechen. Im Alter von etwa acht Jahren schließen sich die jungen Codru-Ji in einen Kokon ein, dem sie mehrere Wochen später in der humanoiden Erwachsenenform entsteigen. Dies ist insofern eine deutliche Anlehnung an den Werwolf aus unserer Mythologie, als dass hier tatsächlich eine Transformation zwischen Wolfskörper und – im weitesten Sinne – Menschenkörper stattfindet, wenn auch nicht bei Vollmond. Außerdem hat die Autorin Vonda McIntyre, die diese Spezies für ihren Roman Der Kristallstern erdachte, einen nicht allzu dezenten Hinweis auf ihre Inspirationsquelle hinterlassen: Die jungen Codru-Ji werden nämlich als Wyrwolf bezeichnet. Irgendwo zwischen Werwolf und Geist ist eine andere Wesenheit einzuordnen, die in seiner ursprünglichsten Form – wie übrigens auch der Shistavane – in der Cantina von Mos Eisley eingeführt wurde: der Defel. Auch er besitzt ein wolfsähnliches Äußeres, ist allerdings für eine Vielzahl von Spezies ein ganzes Stück mysteriöser und Furcht einflößender, da er für sie kaum wahrzunehmen ist. Defel besitzen die einzigartige Fähigkeit, sichtbares Licht zu absorbieren, weshalb man sie, sofern man nicht im ultravioletten Spektrum sehen kann, nur als schemenhafte Schatten wahrnimmt. So verbergen sie immerhin auch ihre in Wirklichkeit eher geringe Körpergröße von unter 1,50 Metern.

Zwischen Defel und Shistavane hat es noch ein weiteres düsteres Geschöpf in die Cantina auf Tatooine geschafft, welches an die Personifikation des Bösen schlechthin erinnert: der Devaronianer, der mit seinem kahlen, gehörnten Schädel und der roten Haut nicht nur zufällig an den Teufel höchstselbst erinnert. Beim Dreh des ersten Star Wars-Films waren die Kostüme knapp, weshalb man für diesen Cantinagast ein gebrauchtes Teufelskostüm auftrieb.

Und nun zum letzten Mitglied unseres Star Wars-Gruselkabinetts: Sie sind bleich, hochgewachsen, in den meisten Fällen gute Kämpfer und besitzen nach wissenschaftlichen Untersuchungen keinen Puls und keine Körperwärme. Sie können sehr alt werden und ihren Ältesten sagt man große Weisheit nach. Zudem sind sie in der Lage, eine Hypnose anzuwenden, die einem Jedi-Gedankentrick nahekommt. Sie ernähren sich von anderen Lebewesen – und ja, wir reden an dieser Stelle nicht von Graf Dracula und anderen Vampiren, sondern natürlich von den Anzati. Diese saugen anderen Lebewesen zwar nicht ihr Blut aus, ihre Form der Ernährung ist allerdings auch nicht angenehmer: Mit zwei langen, dünnen und biegsamen Fortsätzen, die sie in Hauttaschen ihres Gesichts verbergen, dringen sie durch die Nasenlöcher ihres Opfers in das Gehirn vor und saugen dieses aus – in ihrer Ausdrucksweise die „Suppe“, die sie zum Überleben benötigen.

Wer also Halloween dieses Jahr unter dem Motto Star Wars begehen möchte, der kann beruhigt sein: Äquivalente zu unseren irdischen Gruselklassikern lassen sich auch leicht in einer weit, weit entfernten Galaxis aufspüren.


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Beitrag erstmals erschienen im Offiziellen Star Wars Magazin Nr. 79. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Offiziellen Star Wars Magazins. © & TM 2015 Lucasfilm Ltd. All rights reserved. Used under authorization.