Jedipedia:OSWM 68

Aus Jedipedia

→ zurück zur Übersicht aller Ausgaben

Die Kunst des Krieges Teil 1: (Licht-)Schwerter

Kaum eine Waffe prägt das Star Wars-Universum so sehr wie das Lichtschwert. Es existieren die verschiedensten Formen und Kampfstile, mit denen sich Helden und Schurken über die Jahrtausende immer wieder in spektakulären Duellen austobten. Meist wurde das Rad dafür nicht neu erfunden. Die Macher griffen stattdessen auf Bestehendes zurück und erschufen aus alten Traditionen einen neuen Schwertkampf für die weit, weit entfernte Galaxis.

Diese Waffe ist dein Leben!

Mit diesen bekannten Worten beschrieb Obi-Wan Kenobi seinerzeit das Lichtschwert, das unverwechselbare Symbol für die Stärke und den Auftrag der Jedi. Auch in der Realität war das Schwert zu allen Zeiten stets symbolträchtig. So bekamen die Gladiatoren der Antike ein Holzschwert geschenkt, wenn sie die Massen begeistern konnten und ihre Freiheit erhielten. Auch bei den Germanen war das Schwert der Inbegriff von Freiheit, denn nur freie Männer durften eine Waffe tragen. Daher wurde schon über die Krippe jedes Jungen sein Schwert gehängt. Diese besondere Bedeutung trug sich auch durch das europäische Mittelalter, mit dem Schwert als Waffe der Ritter, die dem gemeinen Volk verwehrt und unerschwinglich teuer war.

Ein besonderes Verhältnis zum Schwert ist immer noch in Asien vorhanden: In China gilt es als eine elegante und weibliche Waffe, die aus dem Handgelenk in schnellen, fließenden Bewegungen an die Schwachstellen des menschlichen Körpers geführt wird. Ray Park, der Stuntman, der Darth Maul in Episode I verkörperte, ist ein Meister des aus dem nördlichen China stammenden Wushu. Es war sein Können, das die Darstellung des Doppelklingenlichtschwertes erst ermöglichte. Im Erweiterten Universum ursprünglich vom gefallenen Jedi Exar Kun entwickelt, um seine Feinde zu überraschen, tauchte diese ungewöhnliche Waffe im Laufe der Epochen immer wieder sporadisch auf. Einer der Meister Darth Bane, der Twi’lek Kas’im, welcher für die Schwertausbildung in der Akademie auf Korriban zuständig war, führte eine solche Waffe und weihte den späteren Reformator der Sith in deren Geheimnisse ein:

Darth Bane:
Also gibt Euch die Waffe mit der Doppelklinge mehr Möglichkeiten?
Kas’im:
Nein. Aber du denkst, dass es so ist, also ist die Wirkung die gleiche.


Aufgrund seines seltenen Vorkommens machte dies einen Meister des Doppellichtschwertes zu einem gefürchteten Gegner, denn meist waren weder Jedi noch Sith im Vorgehen gegen diese Art von Waffe ausgebildet. Im Kampf war diese psychologische Komponente ein nicht zu verachtender Vorteil für einen Doppellichtschwert-Kämpfer, weil sie die Nachteile des langen, schwierig zu handhabenden Schwertes mit seinen begrenzten Möglichkeiten aufwog.

Selbst Darth Maul wurde erst nach einem harten, zehnjährigen Training zu einem wahren Experten an der Doppelklinge. Des Weiteren findet sich in Star Wars der Lichtschwertstil des Jar’Kai, bei dem der Anwender auf zwei Schwerter zurückgreift.

Erstmals tauchte dieser Stil im Marvel-Comic Duell mit der Schwarzen Lady auf, bei dem Luke Skywalker im Kampf gegen Lumiya auf ein zweites, kürzeres Lichtschwert zurückgreift, um sich gegen die Angriffe mit der Lichtpeitsche zu wehren. Diese Verwendung eines so genannten „Shotos“ geht zurück auf Miyamoto Musashi, einem der Schwertheiligen Japans und dem Begründer des Zweihandkampfes im Kenjutsu. Hierbei wird sowohl das Katana als auch das Kurzschwert Wakizashi verwendet. Dennoch führte auch Miyamoto in einem klassischen Duell Mann gegen Mann nur ein Schwert, um seine Geschwindigkeit, Energie und Präzision allein auf diese eine Waffe zu konzentrieren.

Alle übrigen Stile des Lichtschwertkampfes mit nur einer Klinge sind durch die Lehren vieler weiterer Kampfkünste inspiriert. Ihre genaue Choreografie war besonders für die Filmproduktion eine Herausforderung und wurde in diesem Rahmen maßgeblich durch Nick Gillard in seiner Rolle als Stuntkoordinator der Prequel-Trilogie geprägt. Jeder Stil sollte in seinen Aktionen den Charakter des Kämpfers widerspiegeln. Auch wenn es keine echten Lichtschwerter gibt, so ist es dennoch möglich, sowohl die neu erfundenen Kampfstile als auch deren handfesten Ursprünge zu erlernen.

Um die echten Kampfkünste zu meistern, bedarf es jedoch langen Trainings und eines fähigen Lehrers, der dieses alte Wissen praktisch vermitteln kann. Für den Schwertkampf eignen sich beispielsweise Aikido, Iaido, Kendo und Wushu (Kung-Fu). Neben dem Umgang mit dem Schwert lernt man dabei vor allem sich selbst kennen, dazu Körperbeherrschung und ein geschultes Auge für Bewegungsabläufe. Wer hingegen den Lichtschwertkampf als Freizeitspaß erleben möchte, der wird auf der Suche nach Ausrüstung und Anleitung im Internet fündig werden, zum Beispiel beim Team von Saberproject. Mit einer guten Lichtschwert-Nachbildung und ein wenig Übung werden sich schon bald erste Erfolge einstellen.

Hauptsache ist jedoch, dass Spaß und Sicherheit immer an erster Stelle stehen. Wir wünschen allen (Licht-) Schwertkämpfern viel Vergnügen!


Da ist wohl der Wurm drin

Wenn wir an die Spezies im Star Wars-Universum denken, dann fallen uns zuallererst Wesen wie die Wookiees, Twi’lek, Zabrak oder Trandoshaner ein. Doch intelligentes Leben in einer solch großen Galaxis entwickelt sich in den unterschiedlichsten Formen, Farben und vor allem Größen. Dafür muss es auch nicht, wie bei vielen Spezies, menschenähnlich sein – streng genommen benötigt es noch nicht einmal ein Rückgrat.

Neben solch exotischen wirbellosen Lebewesen wie den gefährlichen Florn-Lamproiden oder den vielarmigen Priapulinern finden sich auch solche Vertreter, die nicht nur die Gartenfreunde unter uns stark an reale Geschöpfe erinnern dürften. Da sind zunächst einmal die Hutten, die oftmals wenig freundlich als überdimensionierte Nacktschnecken bezeichnet werden (den kleinen Pedunkee Mufkin namens Rotta mal ausgenommen). Aber Schnecken gibt es bei Star Wars auch in ganz anderen Größen: In Episode V werden Han und Leia samt dem Millennium Falken fast von einer Weltraumschnecke verspeist, die seit den Comics der Knights of the Old Republic-Reihe auch als Exogorthen bekannt sind. Diese leben – ähnlich wie die Würmer in Äpfeln – in Asteroiden, wo sie sich von den dortigen Rohstoffen und gelegentlich auch Raumschiffen als knusprige Zwischenmahlzeit ernähren.

Doch es gibt noch mehr zu entdecken. Viele interessante Konzepte und Spezies sind bislang nur einem kleinen Kreis von Fans bekannt, da sie in den lange vergriffenen Rollenspiel-Begleitbüchern von West End Games schlummern. Dazu gehören auch die wohl kleinsten intelligenten Lebewesen der Galaxis: die Ee. In Planets of the Galaxy, Volume Two werden uns diese sympathischen Würmchen vorgestellt, die hauptsächlich unter der Oberfläche des Mondes Trilos im Kattellyn-System leben. Trotz der dortigen Minenkolonie der „normal großen“ weltraumfahrenden Spezies, über die die Ee an der galaktischen Zivilisation teilhaben könnten, halten sie sich meist bedeckt – im Gegensatz zu den Regenwürmern in unseren Vorgärten jedoch nicht mit Erde, sondern sie nutzen ihre mentalen Fähigkeiten, um sich vor unerwünschter Aufmerksamkeit zu schützen.

So wissen nur sehr wenige Arbeiter auf Trilos von dieser kleinen Parallelgesellschaft, die erstaunliche Früchte getragen hat. Beispielsweise haben die Ee – über die Herkunft des Namens kann nur spekuliert werden – eine eigene Miniaturtechnologie entwickelt, die ihnen das tägliche Leben erleichtert.

Kleine mit Repulsoren betriebene Wägelchen, Solartechnologie und buchstäbliche Mikro-Computer machen die Würmer zu einer durchaus fortschrittlichen Spezies. Die erforderlichen Rohstoffe extrahieren sie, ähnlich den Weltraumschnecken, aus dem Gestein des Mondes, von dem sie sich zugleich auch ernähren.

Die bereits erwähnten besonderen geistigen Fähigkeiten der Ee bestimmen auch ihre Gesellschaft. Mit ihrer Hilfe können sie weitläufige telepathische Netzwerke aufbauen, die eine Koordination entsprechend der aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen deutlich einfacher und effektiver gestaltet als die oftmals schleppende Demokratie im republikanischen Senat. Da im Netzwerk die Meinung so vieler Ee wie möglich gehört werden kann, wird schließlich ein nahezu unumstößlicher Konsens gebildet. Neben ihrer Fähigkeit zur Telepathie besitzen sie auch einige weitere psychische Kräfte wie etwa die Teleportation über kurze Strecken. Dabei ist nicht endgültig geklärt, ob sie diese Fähigkeiten durch die Macht erlangt haben oder nicht.

Da die Ee selbst darüber entscheiden wollen, wann sie mit anderen Spezies der Galaxis in Kontakt treten, wagen sich nur wenige Angehörige ihres Volkes von Trilos fort. Es wurde allerdings über einen der Würmer berichtet, der nach einem Trip auf einem Erzfrachter fast als Delikatesse im Drink eines nichtmenschlichen Zechers gelandet wäre, wovor ihn nur ein mittels Telepathie alarmierter, freundlich gesonnener Raumkapitän retten konnte. Was es nicht alles gibt...

Es empfiehlt sich also, die vielfältigen literarischen Schätze des Star-Wars-Universums aufzuspüren und näher zu betrachten. Ein aufmerksamer Blick ist dabei mindestens genauso lohnend wie beim Umgraben im heimischen Garten.


→ zurück zur Übersicht aller Ausgaben

Beitrag erstmals erschienen im Offiziellen Star Wars Magazin Nr. 68. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Offiziellen Star Wars Magazins. © & TM 2015 Lucasfilm Ltd. All rights reserved. Used under authorization.