Respeecher

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Respeecher
Allgemeines
Gründer:
Leiter:

Alex Serdiuk (CEO)

Mitarbeiter:

34 (Stand: September 2022)

Sitz:

Kyiv und Lwiw, Ukraine

Produkte:

Stimmenreplizierung durch Künstliche Intelligenz

Historische Informationen
Gründungsjahr:

Februar 2018

Respeecher ist ein ukrainisches Start-Up-Unternehmen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, das sich darauf spezialisiert hat, menschliche Stimmen digital zu replizieren. Die im Februar 2018 gegründete Firma erzielte durch den Einsatz künstlicher Intelligenz bedeutende Fortschritte auf dem Gebiet und ist dazu in der Lage, mit geringen Mengen an Referenzmaterial jegliche menschliche Stimme zu imitieren. Ein besonderer Vorzug der Respeecher-KI besteht in der Möglichkeit des digitalen De-Agings von Stimmen. Neben den Stimmen von Prominenten wie Vince Lombardi und Aloe Blacc wurde Respeecher insbesondere für seine mehrfachen Beiträge zu den Star-Wars-Realfilmserien The Mandalorian, Das Buch von Boba Fett und Obi-Wan Kenobi bekannt. Im September 2022 wurde bekannt, dass James Earl Jones, der die Stimme des Sith-Lords Darth Vader zu der englischen Originalfassung der Star-Wars-Filme beitrug, Respeecher die Rechte eingeräumt hat, seine Stimme auch in Zukunft zu replizieren und zu de-agen.

Geschichte[Bearbeiten]

Respeecher wurde im Februar 2018 von den Freunden Alex Serdiuk, Dmytro Bielievtsov und Grant Reaber in der ukrainischen Hauptstadt Kyiv gegründet. Mit der Gründung ihres Start-Ups verfolgten die drei Unternehmer die Idee, die menschliche Stimme einfacher für computersysteme replizierbar zu machen.[1] Enttäuscht von den vorhandenen Text-zu-Sprache-Lösungen, die meist eher robotisch anmutende, unangenehme Stimmen produzieren, setzten sie sich das Ziel, die menschliche Stimme mittels digitaler Signalverarbeitungsalgorithmen mit proprietären generativen Modellierungstechniken vollständig akustisch zu analysieren.[2] Im Gegensatz zu bisherigen Text-zu-Sprache-Lösungen, die ihre Limitationen in ihrer Fokussierung auf Vokabel- und Silbendatenbanken finden und kaum dazu in der Lage sind, die Emotionen des Sprechers zu transportieren, sollte es der rein akustische Ansatz der Respeecher-KI erlauben, das Timbre und subtile Modulationen eines Sprechers zu reproduzieren.[3] Im ersten Halbjahr nach der Firmengründung absolvierten die Leiter von Respeecher das Trainingsprogramm Comcast NBCUniversal des Investmentunternehmens Techstars, das mittlerweile neben ff Venture Capital, Investment Capital Ukraine und Acrobator Ventures zu seinen größten Investoren zählt. Die Kapitalgesellschaften beteiligten sich im März 2020 neben diversen weiteren kleinen Investoren mit 1,5 Millionen US-Dollar an dem Start-Up. Nach der Fertigstellung einer stabilen Version der Respeecher-KI nutzten die Techniker des Unternehmens Aufnahmen des früheren US-Präsidenten Barack Obama für einen ersten Probedurchlauf. Als das Ergebnis professionellen Standards genügte, begann Respeecher damit, seine Leistungen verschiedenen Hollywood-Studios anzubieten.[1] Respeecher bietet Filmschaffenden die Möglichkeit, Stimmen gefragter Darsteller für kurze Cameo-Auftritte oder Synchronisationen digital zu erzeugen, die Stimmen bereits verstorbener Persönlichkeiten zu rekreieren, Prominente in anderen Sprachen sprechen oder sogar singen zu lassen und die Stimmen von Darstellern bis ins Kindesalter zu de-agen.[4] Im Jahr 2019 wirkte Respeecher an der Produktion des Deepfake-Kurzfilms In Event of Moon Disaster mit und steuerte eine digital reproduzierte Stimme des früheren US-Präsidenten Richard Nixon bei, was dem Unternehmen im September 2021 einen Emmy einbrachte.[1] Angesichts der unbegrenzten Möglichkeiten, die die Respeecher-KI bietet, ist sich das Unternehmen seiner Verantwortung bewusst und fühlt sich daher seinen ethischen Standards besonders verpflichtet. So erlaubt es keine Nutzung seiner Stimmreplikationstechnologie in betrügerischer Absicht. Darüber hinaus holt das Start-Up stets eine Erlaubnis der Originalsprecher ein, um ihre Privatsphäre und Erwerbsmöglichkeiten zu erhalten. Außerdem hat sich Respeecher zur Entwicklung automatischer Erkennungsalgorithmen verpflichtet, die synthetische Sprache auch ohne Kennzeichnungen wie Wasserzeichen erkennen können sollen, und hat sich das Ziel gesetzt, eine umfassende Kennzeichnungspflicht synthetischer Inhalte wie Deepfakes auf Massenplattformen wie Facebook und YouTube zu erwirken.[5]

Während der Produktion der zweiten Staffel der erfolgreichen Realfilmserie The Mandalorian im Jahr 2020 wurde die mit der Tonproduktion betraute Lucasfilm-Abteilung Skywalker Sound auf Repseecher aufmerksam. Für das Staffelfinale Kapitel 16: Die Befreiung wurde die Darstellung des Jedi-Meisters Luke Skywalker, ursprünglich verkörpert von Mark Hamill, nötig. Da Hamill zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits 69 Jahre alt war, konnte er weder optisch noch stimmlich glaubhaft einen 30-jährigen Luke Skywalker verkörpern. Daher setzte Lucasfilm den Stand-In-Schauspieler Max Lloyd-Jones ein, während Hamill für ein digitales De-Aging-Programm, ein oftmals in Filmen des Marvel Cinematic Universe eingesetztes Patent des Disney-Konzerns, Modell stand. Lloyd-Jones’ Gesicht wurde anschließend durch Hamills digital verjüngtes Gesicht ersetzt.[6] Um Hamills Stimme wie die eines 30-jährigen Skywalker klingen zu lassen, konsultierte die Verantwortlichen bei Skywalker Sound Respeecher. Das ukrainische Start-Up verjüngte daraufhin mithilfe von Archivaufnahmen Hamills Stimme. Infolge der medienwirksamen an der beliebten Streamingserie beauftragte die US-amerikanische Footballliga NFL Respeecher kurz danach mit der Replikation der Stimme der verstorbenen Football-Trainerlegende Vince Lombardi für einen Halbzeit-Werbespot des Super Bowl LV. Für den erneuten Auftritt Luke Skywalkers in der Episode Kapitel 6: Aus der Wüste kommt ein Fremder der Nachfolgeserie Das Buch von Boba Fett, erstmals ausgestrahlt am 2. Februar 2022, steuerte Respeecher abermals eine verjüngte Stimme Mark Hamills bei.[1]

Zeitgleich mit der Produktion der Stimme für Das Buch von Boba Fett trat der Skywalker-Sound-Mitarbeiter Matthew Wood an Respeecher heran, um das Unternehmen auch für das laufende Serienprojekt Obi-Wan Kenobi zu gewinnen. Im Laufe der Serie sollte Darth Vader etwa 50 Textzeilen sprechen. Allerdings hatte der Original-Sprecher des Sith Lords, der mittlerweile 91-jährige James Earl Jones, Lucasfilm bereits während der Dreharbeiten zu Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers, zu dem er eine Textzeile beitrug, mitgeteilt, den Charakter angesichts seines hohen Alters künftig nicht mehr sprechen zu wollen. Überzeugt von dem kaum fassbaren, menschlichen Gefühl, das er beim Hören der von respeecher synthetisierten Stimmen verspürte, präsentierte Wood Jones Respeechers bisherige Arbeiten an Star-Wars-Formaten. Daraufhin erlaubte es der Schauspieler, Archivaufnahmen seiner Stimme zu verwenden, um die Respeecher-KI zu trainieren und Vaders Stimme so für immer für Lucasfilm verfügbar zu machen. Im Laufe der Produktion von Obi-Wan Kenobi hielten die Techniker von Respeecher engen Kontakt mit der Regisseurin Deborah Chow und erhielten mehrfach Hinweise von Jones, um die Bedrohlichkeit in Vaders Stimme zu perfektionieren. Insgesamt schickte Respeecher Skywalker Sound über 10.000 Sounddateien für die 50 Textzeilen – jeweils Detailkorrekturen oder Textänderungen, die aus dem Fortgang der Dreharbeiten resultierten. Als die Russische Föderation am 24. Februar 2022 ihren Überfall auf die Ukraine eröffnete, waren die Arbeiten an der Darth-Vader-Stimme noch nicht abgeschlossen. Der mit einigen Textzeilen betraute Toningenieur Bogdan Belyaev entschied nach den ersten russischen Luftangriffen in der Befürchtung, bald darauf keinen Zugang zum Internet mehr zu haben, dazu, eine vorfinale Version seiner Beiträge an Skywalker Sound zu schicken, um das Projekt im schlimmsten Falle zumindest zu einem Abschluss gebracht zu haben. Die übrigen Mitarbeiter des Unternehmens in der zu Kriegsbeginn stark beschossenen Hauptstadt Kyiv setzten ihre Arbeit ebenfalls in ihren provisorischen Luftschutzräumen wie etwa einem verbarrikadierten Theater fort, um den vertonten Dialogzeilen den letzten Feinschliff zu geben. Obwohl Wood dem Unternehmen in Sorge um das Wohlergehen der Mitarbeiter anbot, die bereits gelieferten Dateien zu verwenden, um sie in der Krisenlage nicht zur Weiterarbeit zu nötigen, bestand Respeecher darauf, den Auftrag zu finalisieren. Alex Serdiuk, der CEO des Unternehmens, hoffte, durch diesen Einsatz den Erfindungsgeist und die Tatkraft der zu diesem Zeitpunkt schwer attackierten Ukraine in die Welt tragen zu können.[7] Lucasfilm übernahm die von Respeecher produzierten Textzeilen in die dritte bis sechste Folge von Obi-Wan Kenobi. Im weiteren Verlauf des russischen Angriffskriegs in der Ukraine gelang es Respeecher, nahezu unterbrechungsfrei weiterzuarbeiten, unter anderem an der Stimme des Sängers Aloe Blacc, der einen Tribut an den verstorbenen schwedischen Musikproduzenten Avicii in verschiedenen Sprachen produzieren ließ, sowie der des verstorbenen Rock-’n’-Roll-Sängers Elvis Presley für das Finale der Castingshow America Got Talent. Eigenen Angaben zufolge ist Respeecher derzeit an einer Vielzahl laufender Hollywood-Produktionen beteiligt.[1]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]