High-Altitude Windak Pressure Suit

Der High-Altitude Windak Pressure Suit ist der Prototyp eines Druckanzugs für Flüge in großer Höhe, der im Jahr 1947 von dem britischen Unternehmen Baxter, Woodhouse and Taylor Ltd. entwickelt wurde. Zwar ging der Anzug nie in die Serienproduktion, jedoch bildeten seine neuartigen Ringgelenke die Grundlage für einige Bauteile der Raumanzüge der NASA. Die beiden einzigen je gebauten Windak-Druckanzüge wurden in den Kostümfundus der British Broadcasting Corporation übernommen und einige Jahre später in der Literaturverfilmung Die erste Fahrt zum Mond als Kostüme benutzt. Darüber hinaus zählten sie auch in zwei Handlungsbögen der vierten und fünften Staffel der BBC-Fernsehserie Doctor Who zur Ausstattung. Während der Dreharbeiten für den Film Episode IV – Eine neue Hoffnung lieh sich die Kostümabteilung von Lucasfilm die Anzüge für die Einkleidung von Statisten- und Komparsenrollen in der Cantinazene aus. Darüber hinaus diente die Flakweste des Windak-Druckanzugs als Inspiration für die Westen der Rebellenpiloten. In der Fortsetzung Episode V – Das Imperium schlägt zurück wurde einer der Anzüge für das Kostüm des Kopfgeldjägers Bossk wiederverwendet.
Geschichte[Bearbeiten]
Infolge des Wettrüstens seit Beginn des Kalten Krieges nahm die Leistungsfähigkeit der von beiden Seiten eingesetzten Jagdflugzeuge und Bomber immer weiter zu, wodurch die Piloten im Einsatz immer extremeren atmosphärischen Bedingungen ausgesetzt wurden.[1] Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erreichten die militärischen Flugzeuge der Großmächte erstmalig Flughöhen jenseits der 40.000 Fuß. Um den Gesundheitsgefahren durch die auf großen Flughöhen vorherrschenden Umgebungsdruckverhältnissen entgegenzuwirken, wurden daher Druckanzüge notwendig, die den Piloten ein geschlossenes System mit einem einheitlichen Druckniveau boten. Bis dahin hatte für Militärflieger noch kein Anlass bestanden, die seit den 1930er-Jahren vorwiegend für Weltrekordversuche im Höhenflug benutzten Druckanzüge zu tragen.[2] Gegen Ende der 1950er-Jahre begann das in Macclesfield bei Manchester ansässige Unternehmen Baxter, Woodhouse and Taylor Ltd. mit der Entwicklung eines neuen Druckanzugs für Flüge jenseits einer Höhe von 50.000 Fuß für die Piloten der Royal Air Force.[1] Der ursprünglich zivile Textilfabrikant hatte nach den schweren deutschen Luftangriffen auf Manchester an Weihnachten 1940 ein Geschäft mit dem britischen Luftfahrtministerium zur Produktion von Bekleidung für die Piloten der Royal Air Force abgeschlossen, aus dem der für Kanoniere entwickelte, beheizbare Windak-Fliegeranzug hervorging. Mehrere weitere Anzüge unter anderem für die Matrosen der Royal Navy begründeten bis 1947 die Marke Windak, unter der das Unternehmen fortan seine militärischen Produkte vertrieb. Unter der Leitung von Eric Taylor entwickelte Baxter, Woodhouse and Taylor innerhalb von drei bis vier Jahren einen Volldruckanzug samt Helm, der auf einem Entwurf von R.E. Simpson basierte.[3] Simpson nahm sich dabei die Anzüge des Unternehmens aus dem Zweiten Weltkrieg zum Vorbild. Der Prototyp entstand maßgeblich unter der Federführung von Richard Oliver.[4] Der zu reinen Versuchszwecken unter Verwendung der Windak-Technologie hergestellte Anzug[3] wurde unter strengen technischen Vorgaben nach den Standards der britischen Luftwaffe in der Woodside Factory, einer 1947 in Betrieb genommenen Fabrik in Poynton, Cheshire, fertiggestellt. Der neuartige High-Altitude Windak Pressure Suit wurde im Jahr 1962 auf der Farnborough Air Show präsentiert.[1] Der beheizbare Anzug bestand aus einer einzigen Lage eines gasdichten, gummierten Gemischs aus Seide und einer starken Baumwolle.[2] Silikonierte Laufringe aus Aluminium in Leichtbauweise oder aus dem Kunststoff Nylatron gaben dem Anzug seine Struktur und Form. Ein versiegelter Windak-Anzug war völlig luftdicht und bot dem Piloten zugleich einen vergleichsweise hohen Bewegungsspielraum. Ein System von Kabelzügen passte die Rumpflänge des Anzugs jeweils an das Stehen und Sitzen an. Um eine zu große Ausdehnung des Brustkorbs durch die äußere Dekompression zu verhindern, war der Druckanzug mit einer weißen, halbstarren Weste aus Kunststoff ausgestattet. Die Weste war aus zahlreichen Lamellen zusammengesetzt und sollte dem Piloten so eine möglichst große Bewegungsfreiheit bieten.[1]
Der für Rekordflüge entwickelte Windak-Druckanzug ging nie in die Serienproduktion, sondern wurde einzig zu Versuchszwecken genutzt.[3] Im Verlauf der Produkttests an dem Anzug musste einer der Mitarbeiter mit dem aufgeblasenen Windak-Anzug auf einem Fahrrad fahren, während ein Messgerät den Druck und damit die Dichtigkeit des Anzugs maß.[5] Allerdings gab BWT die für den Anzug entwickelten, fortschrittlichen Metallringe, die als völlig luftdichte Drehgelenke fungierten, an die US-Raumfahrtbehörde NASA weiter. Die NASA verwendete das innovative Konzept für die Entwicklung von Raumanzügen ihres Weltraumerforschungsprogramms. Dadurch erlangte der nie im Einsatz getragene Druckanzug eine gewisse Bekanntheit.[3] Insgesamt wurden nur zwei Exemplare des Anzugs angefertigt, ein gelber und ein dunkelblauer in der Farbe Air Force blue#RAF blue. Die Requisitenabteilung des britischen Rundfunkanstalt British Broadcasting Corporation erwarb beide Prototypen für ihren Kostümfundus.[6] Im Jahr 1964 wurden beide Anzüge erstmals in dem Science-Fiction-Film Die erste Fahrt zum Mond, einer Verfilmung des Romans Die ersten Menschen auf dem Mond von H. G. Wells als Kostüme verwendet.[6] Zwei der drei Astronauten, die in dem Film auf dem Mond landen, tragen die Anzüge, jeweils mit einer britischen und einer amerikanischen Flagge ausgestattet.[7] Die von der Columbia Pictures Corporation produzierte Literaturverfilmung wurde in der Grafschaft Surrey im Süden Englands gedreht.[8] Zwei Jahre später verwendete die British Broadcasting Corporation die Anzüge selbst als Kostüme für die Produktion der Science-Fiction-Serie Doctor Who. Die Anzüge wurden von menschlichen Nebencharakteren in den insgesamt vier Episoden des Handlungsstrangs The Tenth Planet in der vierten Staffel der Serie getragen. Dabei handelt es sich um die letzten Folgen des Abschnitts der Serie, in denen William Hartnell als Erster Doktor auftritt, bevor sich der Doktor erstmals regeneriert.[9] Die Episoden wurden zwischen dem 8. und 29. Oktober 1966 erstmals ausgestrahlt.[10] Nur drei der vier Episoden sind noch erhalten, die vierte Folge ist bis heute verschollen.[9] Die BBC verwendete die Windak-Druckanzüge erneut in den sechs – ebenfalls nur unvollständig erhaltenen – Folgen des Handlungsbogens The Wheel In Space, die als Teil der fünften Staffel der Serie zwischen dem 27. April und dem 1. Juni 1968 erstmals ausgestrahlt wurden. Darin werden sie von den Begleitern des Doktors Jamie McCrimmon, gespielt von Frazer Hines, und Zoe Heriot, dargestellt von Wendy Padbury, getragen. In den Szenen ist das Windak-Markenlogo auf den Schultern der Anzüge deutlich zu erkennen.[5]
Während der Dreharbeiten für den Film Episode IV – Eine neue Hoffnung in den Elstree Studios bei London wandte sich die Kostümabteilung von Lucasfilm an den Kostümfundus der BBC, um die zahlreichen Besucher der Cantina in Mos Eisley einzukleiden. Zu dieser Zeit war es nicht unüblich, dass Filmstudios für die Ausstattung ihrer Produktionen auf fremde Requisiten- und Kostümabteilungen zurückgriffen und bereits benutzte Kleider ausliehen.[11] Dabei stießen sie auf die Windak-Druckanzüge, die einen futuristischen Eindruck hinterließen, und liehen sie aus, um mehrere Charaktere darin einzukleiden. Den dunkelblauen Windak-Druckanzug erhielt der Fernsehseriendarsteller Basil Tomlin für seine Rolle als der Schmuggler BoShek, der mit Obi-Wan Kenobi über den Preis für einen Flug nach Alderaan verhandelt. Den gelben Anzug trug ein bis heute unbenannter Hintergrundcharakter, der sich an einem Tisch abseits des Geschehens mit Danz Borin unterhält.[6] Weitere in der Szene benutzte Raumanzüge stammten aus dem Film Flucht vom Planet der Affen und der Fernsehserie Lost in Space – Verschollen zwischen fremden Welten.[12] Die Cantina-Szenen wurden vom 13. bis 21. April 1976 auf Bühne 6 in den Elstree Studios gedreht.[13] Zugleich ließ sich die Kostümabteilung von der markenten weißen Flakweste aus Nylon, die dem Windak-Druckanzug sein charakteristisches Aussehen verleiht, für das Design der Anzüge der Rebellenpiloten inspirieren. Die orangenen Fliegeroveralls der Piloten wurden allesamt mit nachgebauten Flakwesten ausgestattet, über der ein Kästchen aus Plastik angebracht wurde, welche das Lebenserhaltungssystem darstellen sollte. Für seine Arbeit an Eine neue Hoffnung gewann der Chef-Kostümdesigner John Mollo einen Academy Award.[14]

Während der Vorproduktion von Episode V – Das Imperium schlägt zurück wurden die kreativen Abteilungen damit beauftragt, neben dem bereits öffentlich präsentierten Charakter Boba Fett noch fünf weitere Kopfgeldjäger zu entwickeln.[14] Alle Kopfgeldjäger entstanden in Zusammenarbeit zwischen dem Konzeptkünstler Ralph McQuarrie, dem Maskenbildner Stuart Freeborn und John Mollo.[13] Während das Requisitenteam und die Abteilung für Spezialeffekte den Droiden IG-88 bauten, wurde 4-LOM mit einer Abwandlung eines Protokolldroidenkostüms realisiert. Für die drei weiteren Kopfgeldjäger Bossk, Dengar und Zuckuss stand Mollo lediglich ein Budget von zwischen 500 und 1.027 Pfund zur Verfügung.[14] Dabei erwies sich Bossk als der kostengünstigste und einfachste der drei Charaktere, da alle Bestandteile des Kostüms aus dem Fundus entnommen werden konnten. Die Maske, die Arme und die Füße stammten von Stuart Freeborn und waren bereits in der Cantina-Szene in Eine neue Hoffnung für die Figur Sai'torr Kal Fas und Hrchek Kal Fas verwendet worden.[13] Für den gelben Druckanzug griff Mollo auf den bereits während der Cantina-Szene benutzten Windak-Anzug zurück. Mollo fügte dem Kostüm noch eine Rangplakette an der Schulter hinzu, um anzudeuten, dass Bossk einer noch nicht näher definierten Einheit angehörte.[14] Abgesehen von gelegentlichen Bündnissen mit anderen Kopfgeldjägern wurde eine Zugehörigkeit Bossks zu einer bestimmten Einheit jedoch nie in weiterführenden Geschichten des Erweiterten Universums oder des Kanons aufgegriffen. Die Szenen, in denen Bossk und die übrigen Kopfgeldjäger auf der Exekutor Darth Vaders Anweisungen entgegennehmen, wurden im April 1979 in den Elstree Studios gedreht. In diesem Film trug der Schauspieler Alan Harris das Kostüm.[13] Dasselbe Kostüm wurde auch in Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter wiederverwendet, wo Bossk als Hintergrundcharakter auf Jabbas Segelbarke Khetanna in Erscheinung tritt. Da Alan Harris jedoch nicht zur Verfügung stand, trug der Spezialeffekttechniker Trevor Butterfield das Kostüm in dieser Szene.[15] In diesem Film wurde der dunkelblaue Windak-Druckanzug von einem A-Flügler-Piloten getragen, der im Hintergrund der Missionsbesprechung vor der Schlacht von Endor im Besprechungsraum steht.[16] In den weiterführenden Werken des Star-Wars-Universums fand das Design des Windak-Druckanzugs in den folgenden Jahren vielfach Verwendung. So sind etwa die Pilotenoveralls des 181. Imperialen Jägergruppe an den dunkelblauen Windak-Druckanzug angelehnt.[6] Inzwischen sind beide Windak-Druckanzüge im National Space Centre in Leicester ausgestellt.[5] Sie befinden sich derzeit in einem Unterrichtsraum im ersten Stock des Gebäudes.[6]
Literatur[Bearbeiten]
- Die Kostüme der klassischen Trilogie (Seite 64, 105)
Weblinks[Bearbeiten]
- BWT’s contribution to the Star Wars universe auf SeniorAerospaceBWT.co.uk
- History since 1836 auf SeniorAerospaceBWT.co.uk
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 High‐Altitude Pressure Suit: Description of the Windak Full Pressure Suit Developed by Baxter, Woodhouse and Taylor Ltd. to Fulfil R.A.F. Requirements in Aircraft Engineering and Aerospace Technology 34, 379
- ↑ 2,0 2,1 Windak full-pressure flying suit auf ScienceMuseumGroup.org.uk
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 History since 1836 auf SeniorAerospaceBWT.co.uk
- ↑ BWT’s contribution to the Star Wars universe auf SeniorAerospaceBWT.co.uk
- ↑ 5,0 5,1 5,2 British Aircrew Full Pressure "Windak" Flying Suit auf ScottBouch.com
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 Windak auf EverexCollett.com
- ↑ The Unexpected Prop Star Wars Borrowed From Doctor Who auf Slashfilm.com
- ↑ Die erste Fahrt zum Mond in der Internet Movie Database
- ↑ 9,0 9,1 Star Wars: Bossk's Costume Was Recycled From Doctor Who auf ScreenRant.com
- ↑ 10 Origins Of Star Wars Props You Won't Believe: 3. Bossk’s Outfit Came Straight Off The Doctor Who Set auf WhatACulture.com
- ↑ 5 Recycled Star Wars Props and Costumes auf StarWars.com (Archiv-Link)
- ↑ Star Wars: A New Hope – Part 2 – (1977) auf SayHelloSpaceman.com
- ↑ 13,0 13,1 13,2 13,3 The Empire Strikes Back 40th Anniversary: Bounty Hunters Part One: Boba Fett, Bossk and Dengar auf FanthaTracks.com
- ↑ 14,0 14,1 14,2 14,3 Die Kostüme der klassischen Trilogie
- ↑ Trevor Butterfield in der Internet Movie Database
- ↑ Where Bossk's "High-Altitude Windak Pressure Suit" came from auf InAFarAwayGalaxy.com