Rogue One/Review1

Aus Jedipedia


Gestern durfte ich dem offiziellen Presse-Screening des neuen Star-Wars-Films Rogue One im Cinema München beiwohnen, was ich natürlich sofort in eine – natürlich spoilerfreie – Rezension des Films umgemünzt habe. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an Disney Deutschland! Die vollständige Fassung dieser Filmkritik findet ihr unter dem Reiter „Hinter den Kulissen“ oben auf dieser Seite.


Lohnt sich der Besuch dieses Films?

Die wohl wichtigste Frage beantworte ich gleich zu Beginn: Ich kann ohne jede Einschränkung sagen, dass ich jedem, der sich gern mit dem Thema Star Wars befasst, dringend zu einem Besuch in einem Kino seines Vertrauens rate. Jemand, der noch nicht so stark mit der Thematik vertraut ist, wird es wohl etwas schwerer haben, dem Inhalt des Films zu folgen, aber auch für Neueinsteiger kann ich guten Gewissens eine klare Empfehlung aussprechen.

Star Wars und Kriegsfilm – Darf Disney das?

Allgemein dürfte sich Rogue One an eine weitaus engere Zielgruppe richten als noch Episode VII – Das Erwachen der Macht vor einem Jahr, aber meiner Meinung nach zeichnete genau diese Variabilität das alte Erweiterte Universum aus – vom Politthriller über die Kinderserie bis hin zum waschechten Horror-Roman wurde den Fans durch die Bank quasi jede Art von Unterhaltung im Star-Wars-Gewand geboten. Und genau das macht für mich auch einen Teil des Reizes aus, den Rogue One verströmt: Eine heroische Gruppe abtrünniger Renegaten stellt sich gegen das schier übermächtige Galaktische Imperium, um eine Möglichkeit zu finden, sein größtes Machtinstrument zu zerstören. Das ist genau der Stoff, aus dem ein guter Kriegsfilm entstehen kann. Müsste man Rogue One auf ein Motiv herunterbrechen, dann wäre das wohl der Widerstreit von Hoffnung und Gehorsam, also exakt die Säulen, auf denen der Konflikt zwischen der Rebellion und dem Imperium aufbaut. Insgesamt kann man sagen, dass der Film allerdings keinesfalls zu kriegsfilmlastig ist, sondern sich gekonnt auf das Wesentliche konzentriert. Eine gesunde Mischung eben.

Verbindung mit der Filmsaga

Auch wenn Rogue One der erste Teil der Star Wars Anthology ist, hat der Film doch starke Verbindungen zur Hauptsaga, die sich mit dem Schicksal der Familie Skywalker befasst. Der Film schafft es, eine Brücke zwischen den Episoden der (leider) eher ungeliebten Prequel-Trilogie und den Filmen der Klassischen Trilogie zu schlagen. Einiges, was zu Beginn von Episode IV – Eine neue Hoffnung noch unklar geblieben ist wird hier logisch erklärt und gekonnt mit den Ereignissen aus den neueren Filmen verknüpft, die im Gegensatz zu dem doch sehr konservativ geratenen Erwachen der Macht weitaus präsenter auftreten.

Rein optisch und methodisch hält sich Rogue One ebenso wie Das Erwachen der Macht stark an die Klassische Trilogie – des einen Freud, des anderen Leid. Gelungen finde ich hier allerdings, dass das Ganze dieses Mal weniger aufdringlich eingeflochten wurde: Die Parallelen finden sich zwar sowohl in der Handlung wie auch in der gesamten Optik zahlreicher Szenen wieder, wurden aber so weit abstrahiert, dass zumindest auf Handlungsebene weitestgehend neue Plots entstanden sind. Was die Szenerie angeht, ist Rogue One wie wohl jeder Star-Wars-Film eine große Aneinanderreihung von Zitaten und Hommagen – oftmals an sich selbst, aber auch, und das habe ich sehr positiv aufgenommen, an völlig themenfremde Filme, darunter einzelne Ausgaben der James-Bond-Reihe wie Goldeneye oder auch klassische Kriegsfilme wie Full Metal Jacket und vereinzelte Werke des großen Meisters Akira Kurozawa.

Zu minimalen Abzügen in meiner Gesamtwertung führt allerdings die Tatsache, dass einige (nicht ohne Spoiler nennbare) Szenen wohl nur aus „Fanservice„ in diesem Film stecken, die Handlung allerdings kaum bis gar nicht voranbringen. Wie schon im vorhinein vermutet finden sich diverse Cameos aus Episode III – Die Rache der Sith und besonders Episode IV – Eine neue Hoffnung, aber auch aus Formaten wie der umstrittenen Animationsserie Rebels. Und Achtung, minimaler Spoiler: Der allseits beliebte Satz „Ich hab da ein ganz mieses Gefühl” darf natürlich auch nicht fehlen. Abgesehen von richtigen und wichtigen Cameo-Auftritten gibt es allerdings auch einige, auf die ich persönlich gut hätte verzichten können. Aber wie schon gesagt: Das stört hier weitaus weniger als noch bei Das Erwachen der Macht und gibt sogar in einigen Fällen Anlass zu Lob.

Umsetzung

Zur filmischen Umsetzung des Stoffs muss man eigentlich nur noch wenig sagen: Ein Team von Kriegsfilm-Veteranen und modernste Technik formen aus Rogue One den optisch wohl sehenswertesten Blockbuster dieses Jahres – zumal Form und Inhalt nur selten so gut miteinander verknüpft werden wie hier. Genaueres dazu werde ich in meiner vollständigen Rezension näher ausführen. An nur wenigen Stellen bemerkt man den Einsatz von CGI wirklich und wenn, dann stört es kaum. Interessante neue Planetenkonzepte gepaart mit kräftigen Faceliftings für die bestehenden lassen eine weitaus dichtere und angenehmere Atmosphäre entstehen als in der wieder sehr geleerten Galaxis von Das Erwachen der Macht – was auch im Vergleich mit der Klassischen Trilogie ein klarer Pluspunkt der Prequels war.

Auch der neue Cast vermag sehr zu überzeugen. Als ich den Film besuchte, war ich zunächst skeptisch, ob ich Felicity Jones, die ich nur wenige Wochen zuvor als die gleichsam brillante wie fehlgeleitete Sienna Brooks in Inferno kennenlernen durfte, tatsächlich als heroische Rebellenführerin ernst nehmen könnte – und siehe da, ich hätte sie kaum wiedererkannt. Ohne Frage erbringt Felicity Jones in Rogue One eine schauspielerische Meisterleistung und verleiht der Figur der Jyn Erso eine ausgesprochene Tiefe. Gleiches gilt für die übrigen Protagonisten, wenngleich doch einige der Hauptfiguren etwas lieblos ausgearbeitet erscheinen, was wohl auch ihrer schieren Anzahl geschuldet ist.

Einiges an Kritik habe ich jedoch für den Antagonisten Orson Krennic und den etwas liederlichen Umgang der Produzenten mit dem Charakter übrig. Sehr gelungen finde ich seine allgemeine Konzeption als der Mann hinter dem Bau des Todessterns. Seine Funktion als Direktor der imperialen Waffenforschung und seine reine Ausstrahlung verleihen ihm weit mehr Autorität, als Snoke, Kylo Ren, Phasma und Hux im vergangenen Jahr zusammengenommen jemals hätten ausüben können. Allerdings sieht man während des gesamten Films doch recht wenig von ihm – und seine Redeanteile halten sich dementsprechend in noch engeren Grenzen. Ich persönlich hätte mir doch einige ausgedehntere Auftritte von Ben Mendelsohns Charakter gewünscht, der im Vergleich zu dem Schurkenquartett in Das Erwachen der Macht einerseits tatsächlich kompetent erscheint und auf der anderen Seite eine echte Gefahr ausstrahlt. Ähnliches gilt für Mads Mikkelsen und seinen Charakter Galen Erso, dem ich einiges mehr an Screentime gegönnt hätte, um besser zur Entfaltung zu kommen. An dieser Stelle sehe ich einiges an Potential verschwendet.

Fazit

Ich bin nach den durchaus vielversprechenden Trailern und dem überragenden Roman Der Auslöser, der die Vorgeschichte des Films bildet, mit relativ hoch gesteckten Erwartungen in Rogue One gegangen und wurde dann auch nicht enttäuscht – es gelingt dem Film, eine optisch wie inhaltlich ansprechende Brücke zwischen alt und neu zu schlagen und in jeder nur erdenklichen Weise zu überzeugen.

Insgesamt wäre ich fast geneigt, dem Film eine Höchstwertung zu geben, jedoch führen die oben genannten Schwächen zu minimalen Abzügen. Insgesamt gebe ich Rogue One eine noch immer überragende Wertung: 9 von 10 Punkten!


Im Gegensatz zu dem (von mir persönlich eher als lästig empfundenen) Erwachen der Macht geht Rogue One mutiger vor und traut sich neue Wege zu. Möglicherweise mag das neue Kriegsfilm-Gewand nicht jedermanns Sache sein, aber im Großen und Ganzen bin ich davon überzeugt, dass dieser Film den weit überwiegenden Teil seiner Zuschauer in ihre Kinosessel fesseln wird.

-– Max alias Skippi


Nachdem wir euch am Dienstag bereits spoilerfrei mit brandaktuellen Informationen rund um die Vorzüge und Schwächen von Rogue One versorgt haben, möchten wir nun den Premieretag dazu nutzen, den Film en detail zu besprechen. Insbesondere für die Kinogänger der bisherigen Vorstellungen könnten sich nachfolgende Zeilen als aufschlussreich erweisen. Wenn ihr Fragen an mich habt oder mit mir über diese Rezension diskutieren wollt, könnt ihr mich gern in unserem IRC-Chat kontaktieren.

Meine Erwartungen an den Film

Wie zumindest wikiintern allgemein bekannt sein dürfte, bin ich am 27. April 2014 auf die Barrikaden gestiegen – fast 40 Jahre Star Wars, in einer Pressemeldung nahezu weggeblasen? Das darf man sich doch nicht bieten lassen! Dieser Auffassung folge ich auch heute noch in etwas abgeschwächter Form – der neue Kanon der Lucasfilm Story Group und ich werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr. Dementsprechend weggeblasen war zu diesem Zeitpunkt auch meine Vorfreude über die von bis dahin eigentlich mit Spannung erwarteten Filme der neuen Trilogie und die Spin-Offs. Die ersten Bilder und der erste Trailer zu „Episode VII – Das Erwachen der Macht” stimmten mich dann wieder etwas optimistischer (was noch lange nicht „optimistisch” heißt), aber spätestens der fertige Film begründete dann wieder Ernüchterung: Zu einfallslos erschien mir das Setting, zu hölzern die übermäßig zahlreichen Anspielungen auf die klassische Trilogie, zu gut saß noch die Geschichte aus dem alten Erweiterten Universum im Kopf. Insgesamt ist Das Erwachen der Macht wohl der einzige Star-Wars-Film, auf dessen erneutes Ansehen ich dankend verzichten kann.

Die Ernüchterung war entsprechend groß, allerdings ermahnte ich mich dann, unvoreingenommen dem zweiten Film unter Disneys Ägide entgegenzufiebern. Erstes Bildmaterial, die Besetzung und auch der erste Teaser-Trailer zu Rogue One stimmten mich dann auch sehr optimistisch, denn das alles sah zwar vertraut nach Star Wars aus, brachte auf der anderen Seite aber auch einen eigenen Charme mit. Dazu kam, dass der Film genau den Zeitraum beleuchten würde, mit dem ich mich persönlich noch kaum auseinandergesetzt habe, also im Gegensatz zu Das Erwachen der Macht keine mir bekannten Geschichten überschreibt. James Lucenos (meiner bescheidenen Ansicht nach bahnbrechende) Roman Catalyst von Ende November brachte meine Vorfreude dann tatsächlich an den Siedepunkt, sodass ich nicht gespannter hätte sein können, auf welche galaktischen Abenteuer uns Gareth Edwards wohl über eine Laufzeit von 133 Minuten entführen möchte. Insgesamt kann man also sagen, dass – im Gegensatz zu Episode VII, die meine ohnehin niedrig gesteckten Erwartungen nochmals gehörig unterboten hat – mein Kinobesuch tatsächlich freudig, hoffnungsvoll und mit überaus hoch gesteckten Erwartungen erfolgte – und wie man bereits im spoilerfreien Review lesen konnte, wurden die tatsächlich nochmals deutlich übertroffen.

Interessant wäre vielleicht noch zu erwähnen, woran sich Rogue One für mich persönlich messen lassen muss. Im Gegensatz zu den (gelegentlich sogar unflätig verschrienen) „Fans der ersten Stunde” wuchs ich mit den Prequels, genauer gesagt mit Episode III – Die Rache der Sith auf. Das heißt nicht, dass das der erste Star-Wars-Film war, den ich je zu Gesicht bekommen habe, aber zumindest mein erster von Star Wars motivierter Kinobesuch fiel mit der Veröffentlichung der damals vorerst letzten Episode zusammen. Mit den Klassischen Episoden konnte ich schon immer etwas weniger anfangen, und wenn, dann am ehesten mit Episode V – Das Imperium schlägt zurück. Für Krieg der Sterne alias Episode IV – Eine neue Hoffnung hatte ich aus verschiedenen Gründen nur wenig übrig. Insgesamt lässt sich also sagen, dass Die Rache der Sith mein absoluter Lieblingsfilm ist, da er einerseits eine sehr ansprechende Darstellung der Klonkriege und der Gründung des Imperiums bietet und andererseits nicht zu sparsam mit epischen Szenen umgeht. Müsste ich mein persönliches Star-Wars-Thermometer erstellen, läge Das Erwachen der Macht etwa auf Null Kelvin, während Die Rache der Sith den Siedepunkt darstellt.

Tops und Flops

Aber wie „hot or not” ist Rogue One der obigen Metapher folgend denn nun? Es folgen zunächst meine Highlights:

  • Pro: CGI-Tarkin und CGI-Leia (dazu später mehr)
  • Pro: Vielfalt und Originalität der Schauplätze
  • Pro: Zahlreiche sinnvolle Cameos
  • Pro: Eine gelungene Überleitung zu Eine neue Hoffnung und ein sehr sorgfältiger Umgang mit der Kontinuität
  • Pro: Sturmtruppen haben das Zielen gelernt!!!
  • Pro: Darth f***ing Vader in Aktion
  • Pro: Etliche mitreißende Szenen
  • Pro: Allgemeine düstere und bedrohliche Grundstimmung des Films
  • Pro: Der Todesstern im Mehrfach-Einsatz
  • Pro: Etliches weiteres, dazu mehr später

Und gleich hinterher die großen Störenfriede im Film:

  • Kontra: Mangelnde Screentime von Galen Erso und des Antagonisten Orson Krennic
  • Kontra: R2-D2s und C-3POs deplatzierter und unnötiger Cameo
  • Kontra: Zu viele Tode durch Granaten
  • Kontra: Mangelnde charakterliche Entfaltung einiger Hauptfiguren
  • Kontra: Mangelnde Vielfalt der imperialen Flotte – schon wieder!
  • Kontra: Capture the Flag – Scarif X-Treme Edition
  • Kontra: Abermals viele recyclete Handlungselemente, optisch wie historisch
  • Kontra: Saw Gerrera leidet stark unter dem finalen Cut
  • Kontra: Ohne jegliches Vorwissen eventuell etwas wirr
Der Plot

Rogue One behandelt eine im alten Erweiterten Universum ausgiebig ausgeführte Geschichte, nämlich den Diebstahl der Todesstern-Baupläne durch die Rebellion. Der Zuschauer folgt dem Werdegang Jyn Erso, deren Eltern ihr in ihrer Kindheit von Orson Krennic genommen wurden. Im Laufe ihrer Star-Wars-typisch gehaltenen Heldenreise (denn Blockbuster, die in einem Raum spielen, traut sich aktuell nur Quentin Tarantino zu) begegnet sie nacheinander K-2SO, Cassian Andor, Chirrut Îmwe, Baze Malbus und Bodhi Rook, die sich ihr anschließen. Auf Jedha verliert sie mit Saw Gerrera ihren größten Förderer aus ihrer Kindheit und auf Eadu ihren Vater Galen, der das Imperium insgeheim betrogen und eine entscheidende Schwachstelle in den Todesstern gebaut hat. Zuletzt handeln die Helden entgegen der Befehle der Rebellenführung in der Annahme, das einzig Richtige zu tun, und versuchen, auf dem tropischen Scarif die Pläne des Todessterns zu finden. In einer dramatischen Entscheidungsschlacht erhalten sie unerwartete Schützenhilfe von der Rebellion und schaffen es, die Pläne zu erbeuten, bevor sie alle der überlegenen Militärmaschinerie des Imperiums zum Opfer fallen. Insgesamt erkennen wir bereits an diesem kurzen Umriss der Handlung schon einige typische Elemente unseres liebsten fremden Universums: Die Geschichte folgt wieder einem jungen, eher unerfahrenen Helden, der im Verlauf seiner Reise durch die Galaxis eine Gruppe um sich versammelt und sich in einem furiosen Showdown dem ultimativen Bösen stellt. Der Film ist in drei Akte untergliedert, die recht stark voneinander abgesetzt werden und jeweils durch einen Zwischenhalt der Helden im Hauptquartier auf Yavin 4 getrennt sind.

Erster Akt

Die Macher hetzen uns Zuschauer im ersten Akt über eine Vielzahl interessanter neuer Schauplätze, und geben uns einen Eindruck von der Vielfalt dieser Galaxis – ein völlig anderer Ansatz als noch in Das Erwachen der Macht vertreten. Über das düstere Lah’mu im Prolog und den sehr cyberpunkig daherkommenden Ring von Kafrene bis hin zu der trostlosen Gefängniswelt Wobani und sogar einem ersten Blick auf Jedha ist wohl alles dabei. Hier werden uns nacheinander die wichtigsten Charaktere des Films vorgestellt, nämlich Jyn Erso und Cassian Andor. Der erste Akt endet in der Rebellenbasis auf Yavin, wo uns der beinharte General Draven und der Ruhepol Mon Mothma über die aktuelle Lage der Galaxis informieren und die wahre Bedeutung unserer Protagonisten erklären. Als krönender Abschluss des ersten Aktes hat das personifizierte Böse seinen ersten großen Auftritt – CGI-Tarkin und Krennic, der Hauptantagonist des Films, wohnen der Fertigstellung des Todessterns bei, setzen also den metaphorischen Endpunkt hinter das Vorgeplänkel.

Jedha

Der zweite Akt beginnt dann auf dem mystischen Jedha, das zwar als Wüstenplanet die neueste Iteration einer traditionsreichen Linie bildet, allerdings im Gegensatz zu Tatooine 2.0 (Jakku) ein völlig eigenes Flair zu bieten hat. Im Gegensatz zu Tatooine und Jakku ist Jedha nämlich nicht wie ein Gebiet in den Ausläufern der Sahara konzipiert, sondern hat eher den Charme einer historisch bedeutenden Region im nahen Osten. Mich persönlich erinnerten Jedha City und der Tempel der Whills ein wenig an den Krak des Chevaliers – sowohl optisch als erhabener Block in einer nahöstlichen Wüstenregion als auch historisch als ehemalige Heimat eines altehrwürdigen Ritterordens. Die engen, überfüllten Gassen von Jedha City erinnern dann recht eindeutig an das typisch Stadtbild in diesem Gebiet. Mit Chirrut Îmwe schließt sich unseren Rebellen das einzige wirklich mystische Mitglied der Gruppe an, ein ehemaliger, blinder Wächter des Tempels der Whills. Ihm folgt mit Baze Malbus der wohl flachste Charakter des Films, der zwar vor „Badassigkeit” nahezu platzen dürfte, jedoch im gesamten Film kaum zur Entfaltung kommt – Rambos muss es wohl auch in einer fernen Galaxis geben. An dieser Stelle kommt auch erstmals das echte Kriegsfilm-Feeling auf: Saw Gerreras Partisanen überfallen einen imperialen Konvoi, der sich seinen Weg durch die Stadt bahnt. Besonders optisch, aber auch im Gesamtkontext besehen musste ich während dieser Szene an die bis heute andauernden Schrecken in Bürgerkriegsländern wie Syrien denken – schließlich teilen die Partisanen eine kaum zu leugnende Ähnlichkeit mit dem Stereotypen eines Taliban-Kämpfers. Damit bringen die Macher recht deutlich Gerreras Stellung als Extremist unter den Rebellen zum Ausdruck. Inmitten des Kreuzfeuers bringt dann Chirrut Îmwe Abwechslung in das Gefecht und manövriert eines Jackie Chan würdig eine ganze Sturmtruppen-Einheit aus, bevor Malbus kurz den Rambo geben darf, was natürlich nur ein Vorgeschmack auf das furiose Finale ist. Auch die Szenen im Versteck der Partisanen haben eine sehr düstere Grundstimmung, die ein paranoid gewordener Saw Gerrera noch weiter verstärkt. Die sehr stimmungsvolle Szene, in der Jyn die Botschaft ihres Vaters sehen darf, bildet wohl den bisherigen emotionalen Höhepunkt des Films. Der folgende Einsatz des Todesstern-Superlasers gegen Jedha City ist beinahe die logische Konsequenz alles bisher Gezeigten, denn auf ein Wiedersehen zweier eng verbundener Charaktere muss der Logik dieses Kriegsdramas unweigerlich die schmerzhafte, tödliche Trennung folgen – ein notwendiger und wichtiger Schritt, um Jyn Ersos Charakterentwicklung von der Kleinkriminellen zur toughen Rebellenführerin voranzutreiben. Der Hyperraumsprung aus dem Feuer- und Sandsturm heraus (!) erscheint dann selbst für Star-Wars-Verhältnisse etwas gewagt und dürfte eine sehr versteckte Anspielung auf Das Erwachen der Macht sein – wir erinnern uns an einen gewissen, sich im interstellaren „Fahrtwind” auflösenden Rathtar. Als sehr gelungen muss ich an dieser Stelle den Schurkenstreit zwischen Tarkin und Krennic herausheben – zwei machtbesessene, brillante Männer, die sich aber beide für weitaus genialer halten, als sie selbst sind. Mit dem besseren Ende für Tarkin.

Eadu

Auf Eadu ist dann leider einiges dem finalen Cut zum Opfer gefallen, so wollte Gareth Edwards ursprünglich ein verstörendes Erlebnis seiner selbst nahe der berüchtigten Area 51 verarbeiten und die Suche der Rebellen nach der Kyberkristall-Raffinerie etwas ausgedehnter gestalten. Der Shuttleabsturz nahe der Forschungsanlage ist beinahe eine logische Konsequenz des Gesamtkonzepts „Star Wars”, denn wann erreicht jemand in der Galaxis der unbegrenzten Möglichkeiten schon auf Anhieb sein Ziel. Die Trennung der Gruppe und besonders Cassian Andors Zwiespalt zwischen Gehorsam und besserem Wissen bieten dann tatsächlich einen größeren Raum für die Entwicklung der Charaktere.

Krennics Auftritt vor den Wissenschaftlern und sein Gebärden als „Mini-Tarkin” vor den Augen Galen Ersos („Sagt mir, wer schuld ist, und ich verschone die anderen! War nur ein Scherz, knallt sie ab!”) zeigt dann erst das wahre Potential des Charakters als einerseits brillanter, andererseits aber auch grausamer, skrupelloser und überheblicher Antagonist. Der Auftritt der X-Flügler hat dann ein wenig Western-Flair, schließlich kommt die siebte Kavallerie auch immer erst dann, als es fast zu spät ist. Galen Ersos Tod nicht das erste und auch nicht das letzte Ableben in einer Explosion in diesem Film. Ein wenig fühlt man sich an dieser Stelle an Darth Vaders Tod in den Armen seines Sohnes Luke erinnert, zumindest die Kameraperspektive spricht dafür. Auf dem Heimflug unserer Helden nach Yavin 4 wird dann die charakterliche Entwicklung von Cassian Andor vorangetrieben, der sich abermals den Themen „Hoffnung” und „Gehorsam” ausgesetzt sieht.

Rebellionen gründen auf Hoffnung

Zurück im Yavin-Tempel passiert dann etwas, was man wohl nur selten zu Gesicht bekommt: Die Rebellen streiten untereinander heftiger als die Senatoren der Republik in den Prequels. Einige wollen angesichts der Übermacht alle Hoffnung fahren lassen, andere wie Admiral Raddus wollen alle verfügbaren Kräfte mobilisieren. Diese Szene zeigt vor allem eines: Nicht nur die imperiale Führung ist tief zerstritten, sondern auch das vermeintliche Gute. Allerdings sind auch hier Unterschiede feststellbar: Während das imperiale Oberkommando und Tarkin und Krennic einen internen Machtkampf auf dem Rücken der Rebellion ausficht, geht es den Anführern der Rebellion einzig um das Überleben und den Erfolg ihrer Sache. Dabei handelt es sich wohl auch um eine der Aussagen dieses Films: Böses entsteht vor allem aus Eigennutz, während der Kampf für das Gute aus Altruismus geführt wird. Obwohl er nur sehr kurz gehalten ist, ist dieser Zwischenakt wohl die zentrale Szene des gesamten Films für mich persönlich: In ihr laufen sämtliche die Handlung des Films tragenden Motive zusammen. Da wären einerseits Ähnlichkeit und Kontrast mit dem vorhergegangenen Streit in der imperialen Führung zuvor, aber andererseits auch das Hervortreten des Haupt-Motivpaars „Hoffnung” und „Gehorsam”. Die wahre Rebellion beginnt nämlich erst an dieser Stelle mit Jyns allgemein bekannten tragenden Worten „Rebellions are built on hope”. Was in diesem Film als Kampf zweier ungleicher Militärmächte mit denselben Methoden und derselben Pflicht zur Einhaltung einer Kommandostruktur begann, wandelt sich hier zum echten Kampf der Rebellion gegen das Imperium – Rebellionen gründen einerseits auf Hoffnung, wie Jyn so treffend formuliert, aber andererseits eben auch auf Insubordination, selbst wenn sich diese gegen die eigenen Mitstreiter richtet. Cassian Andors „dreckiges Dutzend” ist dann lediglich die direkte Folge von Jyns bewegender Rede und dem damit verbundenen Umlegen des „Rebellion”-Schalthebels, der sich zuvor eher in Neutralstellung befand und nun wie von Zauberhand in Richtung sechster Gang gewandert ist. Ich bin allerdings recht gespannt, ob ich mit dieser Interpretation allein geblieben bin.

Dritter Akt

Im alles entscheidenden dritten Akt gelingt es unseren Helden, durch den Schildzugang bis nach Scarif zu gelangen. Findige Beobachter werden in dieser Szene eine deutliche optische Parallele mit der Öffnung des Endor-Schildes für die Raumfähre Tydirium gesehen haben. Die Idee eines Schildtores ist allerdings mitnichten neu, sondern geht im Star-Wars-Universum auf die guten alten Raumkampf-Simulatoren zurück. Cassians heroischer Satz „Lasst zehn von uns wie hundert wirken!” könnte dagegen genausogut aus einem Kurozawa-Samuraifilm oder einem Vietnam-Durchhaltefilm stammen. Auf Scarif selbst kommt dann das zum Vorschein, was die Macher des Films als eine art optische Charakterentwicklung bezeichnen: Die beherrschenden Farben der einzelnen Schauplätze sollen Jyns Stimmung wiederspiegeln. Während der Film auf dem düsteren Lah’mu beginnt, auf dem Jyn schwere Schicksalsschläge erleidet, kommt ihr rebellischer Charakter auf dem etwas helleren Jedha zum Vorschein, bevor auf dem sehr dunklen Eadu der nächste Schlag auf sie wartet, nämlich der Tod ihres Vaters. Auf dem hellen und paradiesischen Scarif ist ihre Wandlung zur heroischen Rebellin dann abgeschlossen. Auf Scarif erleben wir die furiose Entscheidungsschlacht des Films, die in verdeckte Operationen (Cassian und Jyn in der Zitadelle), eine gnadenlose Guerilla-Bodenschlacht und die bombastische Raumschlacht über Scarif aufgeteilt ist. Der wichtigste Teil des Ganzen, die Suche nach den Bauplänen in der Zitadelle, ist allerdings vergleichsweise enttäuschend ausgeführt, erinnert in seiner Auflösung („Zwischen uns und dem Datenzentrum liegen 90 Sturmtruppen.”) ein wenig an „Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs”: Die Rebellen-Kommandos am Strand der Garnison müssen gleich Aragorns letztem Aufgebot die Ablenkung bereitstellen, um den Helden den Weg durch feindliches Terrain zu ermöglichen. Nun sagte ich ja, dass die Szenen im Inneren enttäuschend wären… Das rührt einerseits von der eher lächerlichen Methode her, die hier gewählt wurde, um die Helden daran zu hindern, die Pläne zu erbeuten, denn was hat es schließlich für einen Sinn, das Datenzentrum einer imperialen Basis so zu gestalten wie einen Kran-Automaten für zahlungswillige Kinder. Der vermeintliche Tod des Cassian Andor mag zwar dem einen oder anderen tragisch erscheinen, aber die wundersame Wiederauferstehung des Rebellen darf eigentlich niemanden überraschen – sein Ableben kurz zuvor wurde einfach viel zu undramatisch für den Tod eines Hauptcharakters dargestellt. Ein wahrer Lichtblick hingegen ist – wie bereits im gesamten restlichen Film – der trockene wie heroische K-2SO, der von diversen Treffern durchbohrt noch immer heldenhaft weiterkämpft und mit seiner letzten Aktion die Protagonisten zu retten versucht. Hier nehmen die Peinlichkeiten in der Zitadelle allerdings kein Ende, das schlimmste kommt erst noch: Capture the Flag, Scarif X-Treme Edition. Hand aufs Herz: Wer von uns fühlte sich in dieser Szene nicht an ein typisches Capture-the-Flag-Szenario erinnert – denn wieso muss die einzige Möglichkeit, nach außen zu kommunizieren, auf der Spitze eines hunderte Meter hohen Turmes liegen, die Kontrollen für die Antennensteuerung sogar auf Auslegern. Rein optisch ist die Szene natürlich wieder top: Jyns beinaher Absturz in die Tiefe erinnert besonders an den Showdown in „Goldeneye”, meinem persönlichen Lieblings-James-Bond-Film. Auch Elemente des Duells aus der Wolkenstadt in Episode V – Das Imperium schlägt zurück sind feststellbar. Etwas in mich hineingelacht habe ich persönlich, als Jyn gegenüber Krennic mit ihrem Plan auspackt – denn normalerweise sind es ja eher die Schurken, die den Guten im Moment der Gewissheit ihres Sieges ihren bitterbösen Masterplan eröffnen. Letztendlich muss ich auch sagen, dass Krennics Niederlage durch einen Schuss von hinten mindestens billig, meiner Ansicht nach sogar enttäuschend ist. Zumindest wird man den Produzenten an dieser Stelle vorwerfen können, dass sie etwas lieblos mit dem Schurken umgegangen sind, der doch einen etwas würdigeren Abgang verdient hätte. Außerdem wirft das Ende dieses Handlungsstrangs ein mehr als schlechtes Licht auf Cassian Andor, der hier mehr als hinterhältiger Meuchelmörder dasteht, denn als Held des Tages.

Schluss

Zugleich muss ich allerdings auch die Szenen am Strand von Scarif und im Weltraum sehr loben, denn hier haben sich die Macher einiges dabei gedacht. Die Weltraumschlacht kommt zwar optisch leider kaum von ihrem offensichtlichen Vorbild, der Schlacht von Endor in Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter los, bietet aber inhaltlich einiges an Potential, das weitestgehend gut ausgeschöpft wurde. Zwar stellt sich die mangelnde Vielfalt imperialer Schiffe wieder als sehr enttäuschend heraus, allerdings sehen wir immerhin interessante Schlachttaktiken. So handelt es sich tatsächlich um etwas völlig neues, als die Besatzung einer Hammerhead-Korvette eigenmächtig beschließt, einen außer Gefecht gesetzten Sternenzerstörer in einen anderen hineinzurammen, um in der Konsequenz mit den Trümmern beider Schiffe den Schildzugang zu zerstören und die Übertragung der Todesstern-Pläne zu ermöglichen.

Zugleich finden wir uns am Boden in einer waschechten Kriegsfilm-Szenerie wieder. Im Zuge der Kämpfe am Strand müssen wir zwar mitansehen, wie unsere geliebten Helden elendiglich sterben, und das für meinen Geschmack etwas zu häufig durch den Einsatz von Granaten, aber die einzelnen Szenen sind einfach verdammt gut gemacht. Da ich leider nicht allzuviele Kriegsfilme kenne, kann ich kaum sagen, von wo überall die hier gezeigten Sequenzen entlehnt sind, aber ich bin mir sehr sicher, dass hier kaum ein Klassiker ausgelassen wurde. Apropos Klassiker, natürlich sind auch hier Anspielungen auf die klassische Trilogie versteckt, am deutlichsten sehen wir das an der Kameraführung während des Angriffs der AT-ACTs, der doch sehr an die Schlacht von Hoth aus Episode V – Das Imperium schlägt zurück erinnert, aber auch der erste Angriff der Rebellen wirkt irgendwie vertraut und dürfte zumindest teilweise an die Schlacht von Endor angelehnt sein.

Nun, was gibt das Ende des Films her? Einen Tarkin, der seinen großen Rivalen um die Herrschaft über den Todesstern mit demselben ausschaltet – für Krennic muss sich der Moment, als er den Todesstern am Horizont auftauchen sah, wohl ähnlich angefühlt haben, wie einst für Goethes Zauberlehrling, dessen verruchter Besen nicht hören will: „Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los!” Dass am Ende alle Rebellen sterben müssen, wird sicher den einen oder anderen stören, fügt sich aber meiner Meinung nach wunderbar in den ohnehin eher düsteren und grausamen Tenor des Films ein. Schließlich beginnt der Kill-Count quasi ab der ersten Minute mit Lyra Ersos Tod und kurz danach dem von Cassian Andors Informanten seine lange und leidvolle Zählung. Die hochdramatische Schlussszene, in der Darth Vader mit der Devastator auftaucht, wie die vielzitierte Axt im Walde durch die Reste der Rebellenflotte pflügt und es der Sith-Lord seinem Gefährt auf dem Flaggschiff der Rebellion in kleinerem Rahmen sogar gleichtut, ist dann ein würdiges Ende dieses qualitativ hochwertigen Blockbusters. Und die Moral von der Geschichte? Leg dich weder mit Tarkin, noch mit Vader an!

Insgesamt bleibe ich bei meiner zuvor geäußerten Wertung von 9 von 10 Punkten!

-– Max alias Skippi